Schulsystem: OECD empfiehlt Österreich Neue Mittelschule für alle

OECD empfiehlt Neue Mittelschule
OECD empfiehlt Neue Mittelschule(c) Clemens Fabry
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Die OECD appelliert an Österreich, benachteiligte Schüler stärker zu unterstützen um für soziale Fairness zu sorgen. Etwa durch ein Abschaffen des Sitzenbleibens und der freien Schulwahl, sowie verstärkter Beratung.

In Österreich hängt die Bildungslaufbahn überdurchschnittlich stark vom sozialen Hintergrund ab. In dem am Donnerstag präsentierten Bericht "Equity and Quality in Education: Supporting Disadvantaged Students and Schools" appelliert die OECD an Österreich, bereits begonnene Reformen voranzutreiben und benachteiligte Schüler stärker zu unterstützen, um für mehr soziale Fairness zu sorgen. Die konkreten Empfehlungen aus der Studie: Neue Mittelschulen für alle, kein Sitzenbleiben mehr, Abschaffen der freien Schulwahl durch die Eltern und Ausbau der Bildungs- und Berufsberatung.

In Österreich gebe es zwar relativ wenige Personen, die die Schule abbrechen. Die meisten kommen laut OECD aber aus armen oder bildungsfernen Familien oder haben Migrationshintergrund. "Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen gehen zudem häufiger in Schulen, die nur über geringe Mittel verfügen. Hinzu kommt, dass sich die Eltern private Nachhilfe oft nicht leisten können", beschreibt die OECD die aktuelle Lage.

OECD: Frühe Selektion Grund für Ungleichheit

Als einen Grund für die soziale Ungleichheit nennt die OECD in einem eigenen Österreich-Unterkapitel die Selektion der Schüler bereits mit zehn Jahren, was bei jenen, die in eine weniger angesehene Schulform eingeteilt werden, zu Demotivation führe. Die Einführung der Neuen Mittelschule, die die Hauptschule flächendeckend ersetzen soll, sei "ein erster Schritt" in Richtung längeren gemeinsamen Lernens. "Die Reformen lassen allerdings die allgemein bildende höhere Schule außen vor, was die Chancengleichheit an österreichischen Schulen weiterhin beeinträchtigt", so die OECD.

Zu Verbesserungen würde laut OECD auch das Abschaffen von Klassenwiederholungen beitragen, bei dem sozio-ökonomische Unterschiede noch stärker ins Gewicht fallen. Derzeit ist der Anteil der 15-jährigen Österreicher, die mindestens eine Klasse wiederholt haben, etwa doppelt so hoch wie der Anteil im OECD-Schnitt. Lob gibt es deshalb für die geplante deutliche Verringerung von Klassenwiederholungen im Rahmen der Modularen Oberstufe. "Diese Entwicklung ist vielversprechend und sollte auch auf andere Jahrgangsstufen ausgeweitet werden."

Freie Schulwahl verstärkt soziale Trennung

Soziale Ungleichheit wird laut OECD indes auch dadurch verstärkt, dass Eltern die Schule für ihre Kinder wählen können. Die Folge: Gerade in Großstädten würden Kinder häufig in Privatschulen geschickt. Die OECD plädiert stattdessen für Auswahlverfahren, die Elternwünsche und soziale Aspekte miteinander vereinbaren. Alternativ könnten Anreize für Schulen geschaffen werden, die benachteiligte Schüler aufnehmen. Sozial schwache Familien könnten zudem besser über die schulischen Möglichkeiten ihrer Kinder informiert werden, ebenso sollten Jugendliche dabei unterstützt werden, die passende (Berufs-)Ausbildung zu wählen.

Lob gibt es von der OECD für den kostenlosen verpflichtenden Kindergartenbesuch für Fünfjährige, allerdings wäre es gerade bei sozial schwachen Familien wichtig, dass auch Kinder unter drei Jahren schon außer Haus betreut werden.

(APA)

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