Innsbruck: Ein neues Gutachten entlastet den Uni-Rat. Gegen den Rektor gibt es weiter Proteste.
Innsbruck/Wien/Chs. Seit drei Jahren ist Herbert Lochs als Rektor der Med-Uni Innsbruck schon im Amt. Ob seine Wahl rechtmäßig war, ist dennoch bis heute umstritten: Die unterlegene Bewerberin, Margarethe Hochleitner, warf dem Uni-Rat vor, sie wegen ihres Geschlechts diskriminiert zu haben – und verwickelte die Med-Uni in einen bis heute andauernden Rechtsstreit.
Jetzt könnte ein neuerlicher Bescheid der Schiedskommission an der Med-Uni – der erste Bescheid wurde vom Verwaltungsgerichtshof aus formalen Gründen aufgehoben – den Streit beenden: Die Kommission hält in dem Papier, das der „Presse“ vorliegt, fest, dass die Wahlentscheidung „nicht Ergebnis einer Diskriminierung“ war, sondern das Geschlecht der zur Wahl stehenden Personen für die Mitglieder des Uni-Rats „nicht maßgeblich“ war.
Berufung wahrscheinlich
Hochleitner wurde unter anderem nicht gewählt, weil sie sich weigerte, einen Finanzvizerektor zu ernennen. Sie bezeichnete dies später als Scheinargument. Die Kommission schloss sich dieser Argumentation nun nach einem mehrmonatigen Beweiswürdigungsverfahren nicht an. Rektor Lochs, der andernfalls den Sessel hätte räumen müssen, bleibt somit im Amt. Hochleitner kann gegen den Bescheid berufen. Dass das passiert, ist nicht unwahrscheinlich. Sie nütze bislang jeden Weg, gegen die Medizin-Uni zu Felde zu ziehen. So bescheinigt ihr ein Gutachten der Bundesgleichbehandlungskommission aus 2010, dass sie diskriminiert wurde. Das hat aber keine Auswirkung auf das Ergebnis der Rektorswahl. Hochleitner kann nur Schadenersatzforderungen anmelden.
An der Med-Uni ist damit nur eine Front geklärt. Nach den Ärzten hat am Freitag auch das allgemeine Uni-Personal dem Rektor das Misstrauen ausgesprochen. Der Grund: Der Med-Uni fehlen rund fünf Millionen Euro im Budget, ein Sparkurs ist angekündigt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2012)