Med-Uni: Keine Diskriminierung bei Rektorswahl

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Innsbruck: Ein neues Gutachten entlastet den Uni-Rat. Gegen den Rektor gibt es weiter Proteste.

Innsbruck/Wien/Chs. Seit drei Jahren ist Herbert Lochs als Rektor der Med-Uni Innsbruck schon im Amt. Ob seine Wahl rechtmäßig war, ist dennoch bis heute umstritten: Die unterlegene Bewerberin, Margarethe Hochleitner, warf dem Uni-Rat vor, sie wegen ihres Geschlechts diskriminiert zu haben – und verwickelte die Med-Uni in einen bis heute andauernden Rechtsstreit.

Jetzt könnte ein neuerlicher Bescheid der Schiedskommission an der Med-Uni – der erste Bescheid wurde vom Verwaltungsgerichtshof aus formalen Gründen aufgehoben – den Streit beenden: Die Kommission hält in dem Papier, das der „Presse“ vorliegt, fest, dass die Wahlentscheidung „nicht Ergebnis einer Diskriminierung“ war, sondern das Geschlecht der zur Wahl stehenden Personen für die Mitglieder des Uni-Rats „nicht maßgeblich“ war.

Berufung wahrscheinlich

Hochleitner wurde unter anderem nicht gewählt, weil sie sich weigerte, einen Finanzvizerektor zu ernennen. Sie bezeichnete dies später als Scheinargument. Die Kommission schloss sich dieser Argumentation nun nach einem mehrmonatigen Beweiswürdigungsverfahren nicht an. Rektor Lochs, der andernfalls den Sessel hätte räumen müssen, bleibt somit im Amt. Hochleitner kann gegen den Bescheid berufen. Dass das passiert, ist nicht unwahrscheinlich. Sie nütze bislang jeden Weg, gegen die Medizin-Uni zu Felde zu ziehen. So bescheinigt ihr ein Gutachten der Bundesgleichbehandlungskommission aus 2010, dass sie diskriminiert wurde. Das hat aber keine Auswirkung auf das Ergebnis der Rektorswahl. Hochleitner kann nur Schadenersatzforderungen anmelden.

An der Med-Uni ist damit nur eine Front geklärt. Nach den Ärzten hat am Freitag auch das allgemeine Uni-Personal dem Rektor das Misstrauen ausgesprochen. Der Grund: Der Med-Uni fehlen rund fünf Millionen Euro im Budget, ein Sparkurs ist angekündigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

MedUni Innsbruck Platter handelt
Hochschule

Med-Uni Innsbruck: "Platter handelt populistisch"

Das Rektorat der Medizin-Uni Innsbruck schweigt zu Budgetminus und Personalaufstand. Uni-Rat-Chefin Gabriele Fischer nimmt im Gespräch mit der "Presse" zu den Vorwürfen Stellung.
Hochschule

Chronologie: Der Leidensweg einer Med-Uni

Die Innsbrucker Med-Uni startete mit fehlendem Vertrauen. Die Kritiker sollten recht behalten.
MedUni Innsbruck Auch Personal
Hochschule

Med-Uni Innsbruck: Zweites Misstrauensvotum für Rektor

Nachdem die Ärzte der Uni-Spitze um Rektor Lochs das Misstrauen ausgesprochen haben, hat sich dem nun auch das allegemeine Uni-Personal angeschlossen. Das Rektorat hüllt sich weiter in Schweigen.
Österreich

Innsbruck: Ärzte sprechen Med-Uni-Chef Misstrauen aus

Steht die Med-Uni vor dem Aus? Mitarbeiter protestieren gegen die Uni-Spitze um Rektor Lochs. Die Turbulenzen könnten eine mögliche Fusion mit der Uni Innsbruck beschleunigen.
Tirol fuer Fusion MedizinUni
Hochschule

Tirol für Fusion von Medizin-Uni und Uni Innsbruck

Mit einem Beschluss für eine Wiedervereinigung will die Landesregierung Wissenschaftsminister Töchterle den Rücken stärken. Ihr Argument: eine Uni kommt billiger als zwei.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.