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Nachrichten Meinung Magazin
12. Februar 1934

12. Februar 1934: Artillerie gegen Arbeiter - der österreichische Bürgerkrieg

11.02.2009 um 12:20
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Hauptbild • (c) APA
Am 12. Februar 1934 bricht in Österreich ein blutiger Bürgerkrieg los. Die explosive politische Situation, die sich an diesem Tag entladen sollte, hat bereits im März 1933 begonnen: Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (Bild) schaltet das Parlament aus und baut einen autoritären Ständestaat auf. Der Schutzbund, die paramilitärische Organisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, wird verboten. Die Polizei sucht immer wieder in Arbeiterheimen nach Waffen und verhaftet Schutzbundführer.
Presse Archiv
Am frühen Morgen des 12. Februar sendet der oberösterreichische Schutzbundführer Richard Bernaschek eine Nachricht an die sozialdemokratische Parteiführung in Wien: Man werde bewaffneten Widerstand leisten, sollten Bundesheer oder Heimwehr in die Parteizentrale eindringen.
(c) AP
Die Parteiführung um Otto Bauer (Bild) fordert Bernaschek unverzüglich auf, vorerst keinen Widerstand zu leisten. Der Text des berühmt gewordenen Telegramms: „Das Befinden des Onkels Otto und der Tante wird sich erst morgen entscheiden. Ärzte raten abzuwarten, vorerst nichts zu unternehmen. Tantes Zustand fast hoffnungslos. Verschiebe deshalb Operation bis nach Ärztekonsilium am Montag“.

Die Polizei fängt die Nachricht jedoch ab.
Um 7.30 Uhr beginnt die Heimwehr, im Linzer Parteiheim im Hotel Schiff nach Waffen zu suchen. Schutzbündler eröffnen das Feuer: Der österreichische Bürgerkrieg hat begonnen. Er greift auch auf Wien und andere Industriestädte wie Steyr, St. Pölten oder Bruck an der Mur über.

(Im Bild: Gedenktafel am Hotel Schiff)
(c) Wikipedia
In Wien bleiben um 11:45 Uhr auf Geheiß der sozialdemokratischen Parteiführung die öffentlichen Uhren und die Straßenbahnen stehen: Das Zeichen zum Generalstreik. Dieser scheitert jedoch.

Die Exekutive riegelt die Innenstadt ab. Jeder, der ins Zentrum hinein oder hinaus will, muss sich ausweisen.

Bild: DÖW
(c) DOEW (www.doew.at)
Die Schutzbündler sammeln sich in Gemeindebauten - wie dem Karl-Marx-Hof in Döbling (Bild).
(c) APA
Kurz nach Mitternacht beginnt das Heer den Karl-Marx-Hof von der Hohen Warte aus mit Artilleriefeuer zu beschießen und erstürmt schließlich das riesige Gebäude.

(Bild: Maschinengewehr- Stellung des Schutzbundes im Karl-Marx-Hof. Quelle: DÖW)
(c) DOEW (www.doew.at)
Der Schutzbund kämpft ohne zentrales Kommando und ist auch zahlenmäßig unterlegen. Nach drei Tagen sind alle Aufstände niedergeschlagen.
(c) Deutsches Bundesarchiv
Blutige Bilanz der Kämpfe: Etwa 200 Tote beim Schutzbund, 128 bei der Exekutive. Neun Sozialdemokraten aus der Parteiführung werden standesrechtlich hingerichtet.
(c) DOEW (www.doew.at)
Die Sozialdemokratische Partei und die Gewerkschaften werden verboten. In Wien wird die Landesregierung als letzte Machtbastion der Sozialdemokraten entmachtet, das „Rote Wien“ ist Geschichte. Die sozialdemokratische Führung flüchtet in die Tschechoslowakei.

(Im Bild: Das Denkmal der Republik mit Büsten von Victor Adler, Jakob Reumann und Ferdinand Hanusch - nach dem Februar 1934 mit Kruckenkreuz-Fahnen und einem Dollfuß-Bild überzogen. Quelle: DÖW)
(c) DÖW (www.döw.at)
Am 1. Mai wird der Ständestaat offiziell ausgerufen und eine autoritäre Verfassung erlassen. Am 25. Juli wird Dollfuß bei einem Putschversuch der Nationalsozialisten erschossen.
(c) Fabry

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