Die Innsbrucker Med-Uni startete mit fehlendem Vertrauen. Die Kritiker sollten recht behalten.
Wien/Red. Schon vor ihrer Gründung war die Begeisterung der Landespolitik – und selbst jene ihrer eigenen, künftigen Mitglieder – enden wollend: Die Med-Uni Innsbruck hatte bei ihrer Ausgliederung m Jahr 2004 mit großen Vorbehalten zu kämpfen. Acht Jahre später scheint es, als sollten die Kritiker recht behalten. Seit einigen Jahren rutscht die Universität verlässlich von einem PR-Desaster ins nächste.
•Im Jahr 2008 kam die Uni erstmals negativ in die Schlagzeilen. Das Fachjournal „Nature“ prangerte eine nicht genehmigte Zelltherapie – ein Urologe wollte mit Muskelzellen Inkontinenz heilen – an. Auch der Staatsanwalt interessierte sich für den Fall.
•Zeitgleich wurde Rektor Clemens Sorg wegen schwerer Pflichtverletzung und finanzieller Versäumnisse seines Amtes enthoben. Einem Vizerektor warf der Rechnungshof „In-sich-Geschäfte“ zu Lasten der Uni vor.
•Die Rektorswahl 2009 geriet zum Debakel: Die unterlegene Bewerberin Margarethe Hochleitner klagte wegen Diskriminierung. Bis heute kämpft sie mit allen juristischen Mitteln gegen die Uni. Gutachten, Bescheide und mediale Schlammschlacht folgten. Bisher letztes Kapitel: Am Freitag kam die Schiedskommission der Uni zum Schluss, das keine Diskriminierung vorlag.
•Ebenfalls im Jahr 2009 geriet der Universitätsrat in die Kritik. Er soll 402.000Euro „verprasst“ haben, so der Vorwurf. Von stark überhöhten Spesen und Funktionsentschädigungen war die Rede.
•Im Vorjahr flammte nach dem Tod einer Dreijährigen an der Kinderklinik die Debatte um eine Fusion mit der Uni Innsbruck wieder auf. Uni-Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) kündigte an, einer solchen nicht im Weg zu stehen.
•Zuletzt kündigte die Uni Sparmaßnahmen bei ärztlichen Nacht- und Wochenenddiensten an. Im Budget fehlen rund fünf Millionen Euro. Ärzte und allgemeines Uni-Personal sprachen dem Rektor das Misstrauen aus.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2012)