Med-Uni Innsbruck: "Platter handelt populistisch"

MedUni Innsbruck Platter handelt
MedUni Innsbruck Platter handelt(c) Med-Uni Innsbruck
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Das Rektorat der Medizin-Uni Innsbruck schweigt zu Budgetminus und Personalaufstand. Uni-Rat-Chefin Gabriele Fischer nimmt im Gespräch mit der "Presse" zu den Vorwürfen Stellung.

Die Presse: Ärzte und Uni-Personal der Med-Uni haben dem Rektorat das Misstrauen ausgesprochen, im Budget klafft ein Loch von 5,4 Millionen Euro, und die Landesregierung wünscht sich die Fusion der Med-Uni mit der Uni Innsbruck. Wird es langsam eng für Rektor Herbert Lochs?

Gabriele Fischer: Da sprechen wir von zwei unterschiedlichen Aspekten. Zum Finanziellen: Ich weiß nicht, woher der Betrag 5,4 Millionen Euro stammt. Die Unterlagen, die ich kenne, sprechen von 4,6 Millionen Euro. Das Rektorat hat das volle Vertrauen des Uni-Rates.

Am Problem ändert das wenig. Die Uni droht mit Sparmaßnahmen. Verstehen Sie die Verärgerung des Personals?

Ich verstehe die Angst und die Verunsicherung. Es war uns daher wesentlichklarzustellen, dass es keine Einsparungskündigungen geben wird, sondern dass wir gleichmäßig einsparen – in Klinik, in Theorie und Verwaltung. Ich denke, wir müssen einen Blick auf die gesamte Uni-Landschaft werfen. Da sehen wir, dass Budgetnöte kein rein Tiroler Problem sind. Die Medizin-Uni Wien hat minus neun Millionen Euro. Auch andere Unis, etwa die TU Wien, sind betroffen.

Die schlechte Finanzlage der Med-Uni Innsbruck ist Ihrer Meinung nach also nicht die Schuld des Rektorats?

Die Unis haben insgesamt Probleme. Wir haben einen nicht abgegoltenen Kollektivvertrag, die neuen Angestellten sind viel teurer in der Entlohnung. Alle Unis müssen zudem Mieten in atemberaubender Höhe an die BIG zahlen. Der andere Punkt, der nur die Med-Uni Innsbruck betrifft: Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Rektorat mit massiven Altlasten gestartet ist. Altlasten, die in das Vorrektorat fallen. Nur ein Beispiel: Es wurde etwa ein theoretisches Forschungszentrum konzipiert, das jetzt große Probleme in der Budgetvorschau generiert. Übrigens in Zusammenarbeit mit der Uni Innsbruck; die Kooperation wurde von deren damaligem Rektor Karlheinz Töchterle unterschrieben und vom Ministerium genehmigt. Der Vorwurf, das aktuelle Rektorat könne nicht wirtschaften, klingt aus dem Mund Töchterles also etwas verwunderlich. Und, ein Letztes noch: Wir dürfen nicht vergessen, dass es bis heute keine politische Einigung über den klinischen Mehraufwand gibt. Es sind mehr als 60 Millionen Euro rückgestellt, auf die wir nicht zugreifen können. Hier sind Töchterle und Platter gefordert.

Zur Fusionsdebatte: Wäre eine Zusammenführung mit der Uni Innsbruck, wie sie unter anderem Landeshauptmann Günther Platter will, sinnvoll?

Platter hat als Minister in der Regierung, die das UG und die Ausgliederung der Med-Uni beschlossen hat, dafür gestimmt. Ich gehe davon aus, dass er sorgfältig geprüft hat, warum er zustimmt. Dass er jetzt einen Landtagsbeschluss dagegen umsetzt, scheint mir nahezu populistisch und irreführend in der Bedeutung für die Bevölkerung.

Sie sprechen sich also dezidiert gegen eine Fusion aus?

Die Evolution geht nicht rückläufig. Eine Rückführung nach so kurzer Zeit ist mit massiven Kosten verbunden. Ich sehe somit das von der Landesregierung behauptete Einsparungspotenzial nicht. Wir sollten uns besser fragen, wie wir noch stärker kooperieren können, um Kosten zu reduzieren. Da passiert schon einiges in Innsbruck.

Haben Sie das auch den Verantwortlichen der Uni Innsbruck kommuniziert? Rektor Tilmann Märk wünscht sich ja die Wiedereingliederung.

Ja, wünschen kann er sich das natürlich. Wir haben an der Uni Innsbruck 15 Fakultäten, das ist unglaublich viel. Hier die Medizin, die im Vergleich zu anderen Unis mit so speziellen Fragestellungen betraut ist, einzugliedern kann ich mir bei bestem Wissen und Gewissen nicht vorstellen. Die Medizin hätte als 16. Fakultät gar nicht mehr die Vertretung, die ihr zusteht. Ich betrachte die Debatte zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem fast als Ablenkungsmanöver: Die Medizin-Uni versucht seit Langem, einen Zusammenarbeitsvertrag mit dem Krankenanstaltenträger Tilak zu etablieren – allein wir benötigen noch das Commitment des Partners. Auch hier ist im Interesse der Tiroler Bevölkerung Platter gefragt.

Zur Person

Gabriele Fischer (*1960 in Bad Aussee) ist Vorsitzende des Universitätsrats der Medizin-Uni Innsbruck, dem sie seit dem Jahr 2003 angehört. Fischer ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie und Leiterin der Drogenambulanz an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizin-Uni Wien. [Clemens Fabry]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2012)

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