Psychiatrie unter Verdacht

Die Wiener Stadtregierung weiß, was sie am Patientenanwalt hat.

Die Wiener Stadtregierung weiß, was sie am Patientenanwalt hat. Anders als der unberechenbare Werner Vogt ist Konrad Brustbauer ein besonnener Mann. Als sich vor einer Woche Opfer der „Malariatherapie“ an der Psychiatrie meldeten, wiegelte und winkte der Patientenanwalt noch ab. Jetzt wird er in einer Kommission sitzen. Das lange Warten darauf hat erstaunt. Gehört diese Maßnahme doch in der klassischen Krisen-PR zum Standardrepertoire. Verantwortung für tatsächliche oder vermeintliche Missstände wird übernommen – und sogleich wieder an Experten delegiert. Das macht den Charme derartiger Kommissionen aus. Wenn der Untersuchungsauftrag so umfassend ist wie für die Psychiatriekommission – generell die Situation psychisch Kranker ab 1945 zu beleuchten –, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Sache soll bis zum Vergessen verschleppt werden. Oder die Medizinische Universität Wien ist tatsächlich an umfassender Bewertung von Therapieformen und Behandlungsmethoden interessiert. Wäre zumindest im Interesse künftiger Patienten. Und ist ja nicht gänzlich ausgeschlossen.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2012)

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