Der diktatorische weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko zeigt sich als gewiefter Taktiker. Er versucht, Russland Geld für die Finanzierung der Armee herauszulocken und gegen den Westen auszuspielen.
Moskau/Est. Alexander Lukaschenko versucht sich wieder einmal als gewiefter Taktiker zwischen Moskau und Brüssel: Der diktatorische weißrussische Präsident ersuchte vergangene Woche den Moskauer Kreml um Finanzierung der weißrussischen Armee. Kreml-Chef Dmitrij Medwedjew habe ihm das versprochen, sagte er. Eine Entscheidung steht noch aus.
„Lukaschenko beginnt nach alter Manier, Moskau damit zu erpressen, dass er die letzte Bastion gegenüber der Nato ist“, sagt Hans-Georg Heinrich, Weißrussland-Experte vom Wiener Thinktank ICEUR, zur „Presse“. Auch nütze Lukaschenko seine Zwischenlage zwischen der EU und Russland insofern, als er beide Seiten gegeneinander ausspiele.
Vergangene Woche war mit dem EU-Emissär für die Ostpartnerschaft, Gunnar Wiegand, der ranghöchste EU-Vertreter seit über einem Jahr in Minsk. Nachdem Lukaschenko die Proteste gegen die gefälschte Präsidentenwahl 2010 gewaltsam niedergeschlagen hatte, blieb die EU auf Distanz. Nun suchen beide Seiten wieder Kontakt.
Angst vor russischer Krise
Was die Finanzierung der Armee durch Moskau betrifft, verfolge Lukaschenko laut Heinrich ein zweites Ziel: Russland, Weißrussland und Kasachstan wollen im Rahmen der „Eurasischen Union“ eine schnelle Eingreiftruppe aufbauen. Lukaschenko hoffe, dass vor allem die Russen zahlen werden.
Lukaschenko wolle einfach „zusätzliches Geld aus Russland rausziehen“, meint auch Jaroslaw Romantschuk vom Minsker Forschungsinstitut „Mises“: Der Präsident rechne mit einer wirtschaftlichen und politischen Krise in Russland binnen zweier Jahre, im Zuge derer sich Moskau nicht mehr um die weißrussischen Schulden kümmern könne.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2012)