Der „Shitstorm“ war der Anglizismus des Jahres 2011

(c) Dapd (Clemens Bilan)
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Vor allem durch seine Präsenz im Internet hat sich der Ausdruck „Shitstorm“ gegen „Occupy“, „Cloud“ und „circeln“ durchgesetzt.

Thomas Gottschalk wollte am Montag in seiner neuen Sendung wissen, wie man „Shitstorm“ ins Deutsche übersetzt. Hundert Postings („Stuhlgewitter“, „Angriff der Netzwutbürger“, „Verbaldiarrhö“) und eine Sendung später war klar: Es gibt kein deutsches Wort dafür. Deshalb, und weil es „eine Lücke im Deutschen schließt“, hat die Uni Hamburg den „Shitstorm“ zum Anglizismus des Jahres 2011 gewählt, weit vor den Worten „Occupy“, „Cloud“ (Datenwolke) und „circeln“ (hinzufügen bei Google+).

Schon seit den 1980ern bezeichnet das englische „shitstorm“ eine unangenehme Situation. Das englische „shit“ gilt als weniger vulgär als seine deutsche Entsprechung. Mit „shit“ oder „shite“ (Britisch, Irisch) kanzelt man etwas als unsinnig oder unnötig ab, „shit“ steht manchmal für Haschisch oder dient als Ausdruck der Begeisterung.

Im Deutschen kennt man den „Shitstorm“ erst seit Kurzem und nur als Fachbegriff für massiv auftretende Empörung im Web. Blogger Sascha Lobo verhalf dem Begriff bei einem Vortrag zum Durchbruch. Seither vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwer am digitalen Dorfplatz ausgebuht wird. Zuletzt kamen ein CDU-Abgeordneter (für einen Web-feindlichen Kommentar), Journalismus-Ausbildner Wolf Schneider und Angela Merkels Sprecher Steffen Seibert (weil er nicht gegen das Copyright-Abkommen Acta ist) in ein solches Protestunwetter, das stets gleich abläuft: Es tritt sehr plötzlich auf, vermehrt sich rasant durch Verlinkungen in Blogs, auf Twitter oder Facebook und ist schnell vorbei, wenn die Netzgemeinde Dampf abgelassen hat. Im kollektiven Gedächtnis bleiben nur die knackigsten Beschimpfungen und Kränkungen, der „shit“ also. awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2012)

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