Studie zu Schiefergas: "Bedenken beruhen auf Mythen"

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To match Insight POLAND-SHALEGAS/(c) REUTERS (Kacper Pempel)
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In Polen gibt das Staatliche Geologische Institut grünes Licht für den Abbau von Schiefergas. Dieser wird auch in Niederösterreich erwägt.

Ein Bericht des polnischen Umweltministeriums hält den Abbau von Schiefergas (Shale Gas) für unbedenklich. Die erste umfangreiche Expertise aus Polen zu dem Thema stützt sich auf die Untersuchung einer Probebohrung bei Lebien in Pommern im vergangenen Jahr. Über das Dokument, das in Kürze veröffentlicht werden soll, berichtete am Freitag die Zeitung "Gazeta Prawna". "Die Mehrzahl der Bedenken gegen den Abbau von Schiefergas beruht auf Mythen", fasst die Zeitung die Ergebnisse des Berichts zusammen, den ein Expertenteam des Staatlichen Geologischen Instituts (PIG) erstellte.

Wenn alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten würden, komme es zu keiner Gefahr für die Umwelt, heißt es in der Expertise. Auch eine erhöhte Emission von Gasen in die Atmosphäre, die von einigen Forschern behauptet werde, sei nicht nachgewiesen worden. "Nach Ansicht der Experten ist die einzige nachteilige Folge der Bohrungen eine höhere Lärmbelastung", so die "Gazeta Prawna".

NÖ: Pröll will Umweltverträglichkeitsprüfung

Auch die OMV plant in Niederösterreich bei Poysdorf zwei Probebohrungen ab Sommer 2013. Grüne und Umweltschutzorganisationen laufen dagegen aber Sturm (mehr dazu ...). Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hält jedenfalls eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für "unbedingt notwendig", wie er am Freitag im ORF-Radio NÖ sagte. Rechtlich sei eine UVP für solche technischen Vorhaben derzeit nicht verpflichtend - deshalb verlangt Pröll, "dass diese Gesetzeslücke gestopft wird". Er warnte das Unternehmen gleichzeitig vor Probebohrungen noch vor einer Gesetzesänderung: "Ich würde es der OMV nicht raten, gegen die Interessen der Region und gegen Intentionen des Landes mit aller Gewalt vorzugehen." Die OMV wollte noch keinen Kommentar abgeben.

Verschiedene Gutachten der vergangenen Jahre kommen zu dem Schluss, dass es in Polen eines der größten Schiefergas-Vorkommen in Europa gibt. Der Schätzung der US-Energiebehörde EIA, wonach in Polen 5,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas lagern, wurde jedoch jüngst von Experten widersprochen. "Es ist deutlich weniger", sagte Wieslaw Prugar, Chef von Orlen Upstream, einer Tochtergesellschaft des staatlich kontrollierten Mineralölkonzern PKN Orlen. Dennoch sei er ein "vorsichtiger Optimist", dass der Abbau von Schiefergas in Polen wirtschaftlich realisierbar sei, so Prugar. Im großen Stil werde die Ausbeutung der Vorkommen seiner Ansicht nach frühestens 2018 bis 2020 möglich sein.

Fracking in verschiedenen Ländern untersagt

Bei der Probebohrung wurde das umstrittene Fracking-Verfahren angewendet. Dabei wird mit Chemikalien versetztes Wasser in die unterirdischen Gesteinsschichten gepumpt, um diese aufzusprengen und das Gas entweichen zu lassen. In verschiedenen Ländern und Regionen ist dieses Verfahren derzeit untersagt, so in Frankreich, Bulgarien und in der kanadischen Provinz Quebec. Im März will das EU-Parlament einen Bericht über diese Art des Schiefergas-Abbaus veröffentlichen, die im Moment als einzige wirtschaftlich sinnvolle gilt.

Beim Abbau in Österreich will die OMV ohne giftige Chemikalien auskommen, derzeit wird an der Montanuni Leoben eine Methode des "Clean Fracking" entwickelt (mehr dazu ...).

(Ag.)

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