Politischer Aschermittwoch: 'Stoppt die Steuer-Ajatollahs'

Christoph Leitl
Christoph Leitl(c) AP (Ronald Zak)
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Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl kritisierte die "masochistische Lust am Wegschauen". Zur FPÖ-Veranstaltung in Ried werden am Abend 2000 Besucher erwartet.

In Ried im Innkreis in Oberösterreich geht heute der traditionelle Politische Aschermittwoch der FPÖ über die Bühne. Die Partei rechnet mit 2000 Besuchern in der Jahn-Turnhalle. Deftige Ansprachen von Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache und Landesparteichef Manfred Haimbuchner stehen mit Heringsschmaus und Bier auf der Menükarte.

Bevor die FPÖ-Spitze am Abend zu ihrem Rundumschlag gegen die politischen Konkurrenz ansetzt, warnte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl in Klagenfurt vehement vor einem neuen "Abkassierpaket". Denn das aktuelle Sparpaket garantiere nicht, das nicht ein Neues notwendig werde. "Bis 2016 plant der Bund laufend eine weitere Nettoneuverschuldung", kritisierte Leitl. Er forderte auch einen "Zukunftsplan 2022" für Österreich.

Weiters ortete er eine "masochistische Lust, immer nur wegzunehmen, statt zu überlegen, wie wir gemeinsam besser werden können". Wenn der Fiskus von den Reichen etwas wolle, solle er wieder Studiengebühren einführen. "Der Master ist gratis, der Meister kostet tausende Euro - das geht nicht!", sagte Leitl. "Das ist unsinniges ideologisches Denken im Steuersystem; Parteipolitik ist hierbei wichtiger als die Standortpolitik - stoppt die Steuer-Ajatollahs".

"Vorurteile stinken wie alter Heringsalat"

Ebenfalls am Vormittag luden die Behindertensprecher von ÖVP und Grünen, Franz-Joseph Huainigg und Helene Jarmer, in Wien zu einem ironisch-witzigen Fastenzeit-Auftakt "aus anderer Sicht". Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Video, in dem die österreichische Bundeshymne in Gebärdensprache vorgetragen wurde. dann betonte Jarmer: "Vorurteile gegenüber behinderten Menschen stinken wie alter Heringsalat." Sie wünschte sich "einen kleinen Tornado" in den Köpfen der Menschen.

Zeitgleich mit der FPÖ startet am Abend in Wels der Politische Aschermittwoch der Initiative gegen Faschismus, bei dem unter anderem eine Ausstellung über den Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann eröffnet wird.

Reden zum Schenkelklopfen

Der "Aschermittwoch" ist politisch gesehen kein Fasttag. Im Gegenteil bemühen sich die Proponenten der Parteien darum, mit Bierzelt-Reden das Parteivolk zum Schenkelklopfen zu bringen. Die Tradition stammt aus Bayern, wo schon im 19. Jahrhundert Bauern in Vilshofen am Aschermittwoch zu Debatten über die örtliche Politik zusammenkamen. 1992 fand er seinen Weg in die Jahnturnhalle in Ried im Innkreis. Die Veranstaltung wurde vor allem durch drei Ausrutscher des verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haiders (BZÖ) berühmt.

So nannte Haider im Jahr 2000 den damaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac einen "Westentaschen-Napoleon". Über den früheren Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant meinte Haider 2001: "Ich verstehe überhaupt nicht, wie einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann." Ein Jahr später sagte er über den Ex-VfGH-Präsidenten Ludwig Adamovich: "Wenn man schon Adamovich heißt, muss man zuerst einmal fragen, ob er eine aufrechte Aufenthaltsberechtigung hat."

(Ag.)

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