Rotes Kreuz: Erstmals Verletzte aus Homs evakuiert

Wounded girl is seen in Baba Amro, a neighbourhood of Homs
Wounded girl is seen in Baba Amro, a neighbourhood of Homs(c) REUTERS (Handout)
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Das Rote Kreuz hat begonnen, verwundete Frauen und Kinder aus der Rebellenhochburg Homs zu bringen.

Nothelfer des Roten Kreuzes haben am Freitagabend in der umkämpften syrischen Stadt Homs begonnen, verletzte Menschen zu versorgen. Das bestätigte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). "Wir sind jetzt in (dem Stadtviertel) Baba Amro zusammen mit dem Syrischen Roten Halbmond", sagte IKRK-Sprecher Bijan Farnoudi.

Es seien "Verhandlungen über den Abtransport aller Verletzten ohne Ausnahme" im Gange, teilte Farnoudi über den Internet-Dienst Twitter mit. Kurz darauf meldete IKRK-Sprecherin Carla Mardini, Helfer hätten begonnen, Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen.

Das Viertel Baba Amro lag in den letzten Tagen laut Berichten von Augenzeugen unter schwerem Beschuss durch syrische Regierungstruppen. Seit rund einer Woche hatte das Rote Kreuz die syrischen Behörden und die bewaffnete Opposition immer wieder aufgefordert, eine Feuerpause zur Versorgung der Verletzten und Notleidenden zu ermöglichen. 

Gezielte Angriffe auf Journalisten?

Unklar war, ob auch drei verwundete ausländische Journalisten die Möglichkeit erhielten, die Stadt zu verlassen. Vor allem die französische Reporterin Edith Bouvier wurde dabei schwer verletzt. Bei denselben Angriffen vor wenigen Tagen starben in Homs zwei westliche Reporter im Dauerfeuer.

Da die syrische Regierung ausländischen Journalisten keinen freien Zugang zu den Konfliktregionen gewährt, reisen einige Reporter ohne Visum aus dem Libanon oder aus der Türkei nach Syrien ein. Keine Beweise gibt es für die in syrischen Oppositionskreisen kursierende Theorie, die Truppen von Assad hätten die Journalisten in Homs durch die Signale ihrer Satellitentelefone geortet und gezielt unter Beschuss genommen.

Enttäuschung nach Syrien-Konferenz

Nach dem ersten Treffen der neuen Syrien-Kontaktgruppe haben sich am späten Freitagabend mehrere Oppositionelle enttäuscht geäußert. Auch die tunesischen Gastgeber der Konferenz der Freunde Syriens wurden kritisiert, weil sie sich strikt gegen jede Art von Militärintervention und gegen die Bewaffnung der Deserteure aussprachen. "Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde", schrieb ein Aktivist in einem Internet-Forum der Opposition.

Die Konferenzteilnehmer sprachen sich bei ihrem Treffen in der tunesischen Hauptstadt Tunis zwar für ein sofortiges Ende der Gewalt in Syrien aus. Wie dies gegen den Willen des Regimes von Präsident Bashar al-Assad durchgesetzt werden soll, blieb jedoch offen. Hinter den Kulissen hieß es, man rechne damit, dass sich demnächst noch mehr Funktionäre und Militärs vom Regime abwenden. Der tunesische Präsident Moncef Marzouki legte Assad sogar nahe, mit seiner Familie nach Russland ins Exil zu gehen.

Einreiseverweigerung

Die Oppositionelle Suhair al-Atassi, die bei der Konferenz die sogenannten Revolutionskomitees vertreten sollte, berichtete auf ihrer Website, sie habe nicht von Paris nach Tunis fliegen können. Das tunesische Innenministerium habe sich geweigert, sie einreisen zu lassen, weil ihre Reisedokumente nicht vollständig gewesen seien. Die französischen Behörden hätten versucht, ihr zu helfen, aber keinen Erfolg damit gehabt.

Al-Atassi, die im November aus Syrien geflohen war, gehört nicht dem Syrischen Nationalrat (SNC) an, dessen Vorsitzender Burhan Ghaliun zwar bei der Konferenz in Tunis anwesend war. Ghaliun durfte während des öffentlichen Sitzung aber keine Rede halten. Sein Redetext wurde an die Teilnehmer verteilt.

(Ag./Red.)

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