EZB-Chef Mario Draghi fordert die Banken dazu auf, vom Angebot der Zentralbank, sich zu einem Leitzins von einem Prozent mit Geld einzudecken, reichlich Gebrauch zu machen.
Wien/Ag./Red. Kommenden Mittwoch ist es wieder so weit: Da wird die Europäische Zentralbank den Banken des Euroraums Liquidität für die Dauer von drei Jahren zur Verfügung stellen. In welchem Umfang sie das tue, stehe jedoch noch nicht fest, wie EZB-Direktor Jörg Asmussen dem „Handelsblatt“ sagte. Vergangenen Dezember, als die EZB den Dreijahrestender erstmals aufgelegt hatte, bedienten sich die Banken im Umfang von rund 500Mrd. Euro. 60 von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten rechnen damit, dass sich die Institute Geld im Ausmaß von 200Mrd. Euro bis zu einer Billion Euro besorgen könnten.
EZB-Chef Mario Draghi hatte die Banken erst kürzlich dazu aufgefordert vom Angebot der Zentralbank, sich zu einem Leitzins von einem Prozent mit Geld einzudecken, reichlich Gebrauch zu machen. Es sei keine Schande, diese Möglichkeit zu nutzen. Die spanische Großbank BBVA dürfte sich demnach großzügig bei der EZB bedienen. In einem Interview mit „El País“ kündigte BBVA-Chef Francisco González an, sich noch einmal elf Mrd. Euro bei der EZB zu leihen.
Banken sollen Anleihen kaufen
Dem Wunsch der EZB zufolge, sollten die Banken das Geld dafür verwenden, Staatsanleihen zu kaufen. Auch dem Kreditsektor solle nach Ansicht der Währungshüter Kapital zur Verfügung gestellt werden. Einige Analysten sind jedoch der Ansicht, dass die Banken das EZB-Geld vom Dezember vor allem dazu genutzt hätten, um sich zu entschulden. Ein großer Teil des Kapitals dürfte zudem für die Tilgung älterer EZB-Kredite verwendet worden sein. Nur ein vergleichsweise geringer Anteil sei demnach in die Anleihenmärkte geflossen.
Zentralbank-Kreisen zufolge könnte die für diese Woche angedachte Geldspritze aber vorerst einmal die letzte sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2012)