Linke nominiert Nazi-Jägerin als Bundespräsidentin

Deutsche Linke will Nazi-Jägerin für Bundespräsidentschaft nominieren
Deutsche Linke will Nazi-Jägerin für Bundespräsidentschaft nominieren (c) dapd (Victoria Bonn-meuser)
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In Deutschland schickt die Linke die umstrittene Beate Klarsfeld ins Rennen um das Präsidentenamt. Sie tritt damit gegen Joachim Gauck an.

Die Führung der deutschen Partei Die Linke hat die frühere Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld als ihre Kandidatin für die Wahl des Bundespräsidenten am 18. März nominiert. Sie tritt damit gegen den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck an. Der geschäftsführende Parteivorstand der Linken habe die 73-Jährige am Montag einstimmig nominiert, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Teilnehmerkreisen.

Klarsfeld wurde über die Grenzen Deutschlands bekannt, als sie den damaligen CDU-Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1968 auf einem Parteitag ohrfeigte und als Nazi beschimpfte. Die Journalistin wollte damit auf die Vergangenheit des Kanzlers in der NSDAP hinweisen. In ihrem Engagement, die nationalsozialistische Vergangenheit westdeutscher Politiker aufzudecken, geriet Klarsfeld nicht nur in diesem Fall mit der Justiz in Konflikt. Später bemühte sie sich mit ihrem Mann Serge Klarsfeld um die Auslieferung von Nazi-Verbrechern wie den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie.

Die in Paris lebende Klarsfeld ist allerdings nicht zuletzt wegen ihrer Solidarität mit Israel innerhalb der Linken umstritten. In Interviews machte sie bereits vor der Spitzenrunde klar, dass sie als Kandidatin nicht die Parteilinie der Linken vertreten wolle, die Nominierung aber als Ehre ansehe.

Siegeschancen sind gering

CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne haben sich auf Gauck als Präsidentenkandidaten geeinigt. Chancen hat eine Bewerberin der Linken bei der Wahl des neuen Staatsoberhaupts durch die Bundesversammlung nicht. Dem Gremium gehören die Bundestagsabgeordneten und die gleiche Anzahl an Ländervertretern an. Der frühere Chef der Stasi-Unterlagenbehörde Gauck ist für die Linkspartei unter anderem wegen kritischer Äußerungen zur Occupy-Bewegung und seiner Haltung zum Afghanistan-Krieg nicht tragbar.

Gauck ist nach eigenen Worten am Montag im CDU-Vorstand "überraschend offen" aufgenommen worden. Bei seiner Vorstellung in dem Gremium habe er nicht nur Kritikpunkte an seiner Person angesprochen, sondern auch Grundfragen, die in der Gesellschaft zu lösen seien. Die CDU hatte eine Nominierung Gaucks für das Amt des Bundespräsidenten ursprünglich abgelehnt, hatte sich dann aber dem Willen des kleineren Koalitionspartners FDP gebeugt.

(Ag.)

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