Porträt des Tages: Jung und wütend

Inan Türkmen
Inan Türkmen(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Inan Türkmen will mit seinem Buch „Wir kommen" vor allem eines: provozieren.

Man könnte ihn als Vorzeigemigranten bezeichnen. Der Sohn eines Schweißers und einer Putzfrau, die beide Mitte der 1980er-Jahre aus der Türkei nach Österreich ausgewandert sind, spricht perfekt Deutsch, hat die Matura gemacht (in der Abendschule) und studiert jetzt Internationale Betriebswirtschaft in Wien.

Aber der 25-Jährige kennt auch die Schattenseiten der Migration - bei Gelegenheitsjobs unter anderem am Bau und auch im Alltag machte der gebürtige Linzer immer wieder Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit und interkulturellen Konflikten. Und seine Identität nahm er immer wieder als Stückwerk aus verschiedenen Einflüssen wahr - da sind die kurdischen Wurzeln, da ist die türkische Sprache, in der Schule gilt er als Moslem, auch wenn er eigentlich Alewit und überhaupt nicht religiös ist. Seine kulturelle Prägung abseits des Elternhauses erfährt er in Oberösterreich. Und in diesem Wirrwarr an Identitäten hört er immer wieder die Aufforderung, dass er sich anpassen soll.

Im Sommer 2011 platzt ihm schließlich der Kragen - und er beschließt, seine Gedanken in ein Buch zu packen. Als Antwort auf ständige Anfeindungen will er aufzeigen, dass die Türken nicht so schlecht sind wie ihr Image. Und dass die Türkei völlig verzerrt dargestellt wird. Das alles verpackt er in provokante Thesen, mit denen er eine Diskussion anheizen will - so wie auch Thilo Sarrazin 2010 mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab" eine Debatte über die mangelnde Integration der Türken lostrat. Kein Wunder, dass Türkmens Verlag den Neo-Autor als „Österreichs Antwort auf Sarrazin" vermarktet. eko

("Die Presse", Print-Ausgabe, 1. März 2012)

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