Von dem Hickhack mit Brüssel profitiert nur Moskau.
Am Ende musste der starke Mann klein beigeben: Als „unglückliche Pattsituation“ bezeichnete Alexander Lukaschenko die völlig in die Hose gegangene weißrussische Ausscheidung zum Eurovision Song Contest in Aserbaidschan am vergangenen Wochenende. Der durchsichtige Versuch der Veranstalter, eine dem Staatschef genehme Sängerin nach Baku zu schicken und nicht die von der Fachjury favorisierte Gruppe, ging spektakulär nach hinten los: Angesichts wütender Proteste des Fernsehpublikums musste die Entscheidung rückgängig gemacht werden – eine Blamage.
Aber auch in dem für Minsk weit wichtigeren Eurovision Contest der Diplomatie zeichnet sich ein Patt ab. Die EU-Einreiseverbote für Exponenten des weißrussischen Regimes, die Ausweisung der Botschafter der EU und Polens aus Weißrussland und der Exodus der europäischen Gesandten aus Minsk – genau genommen bringt dieser Schlagabtausch niemanden weiter. Lukaschenko bleibt in Isolationshaft, und Brüssel hat zwar Standhaftigkeit bewiesen, aber wenig bewegt.
Die Einzigen, die von der Sache profitieren, sind Lukaschenkos Freunde von der Tankstelle. Dem Autokraten bleibt nun nichts anderes übrig, als sein Land scheibchenweise an Russland zu verkaufen, damit man ihm nicht Strom und Gas abdreht. Um bei der Diktion des Songcontests zu bleiben: Aus Moskau gibt es für den weißrussischen Watschentanz zwölf Punkte.
michael.laczynski@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2012)