AUA-Piloten rüsten zum Streik

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Noch zwei Wochen, dann will AUA-Boss Jaan Albrecht mit den Betriebsräten einen deutlich kostengünstigeren Kollektivvertrag ausverhandelt haben. Das Bordpersonal will die Änderungen nicht hinnehmen.

Wien. Der heftige Schlagabtausch zwischen der Führungsspitze und der Belegschaft der AUA um einen kostengünstigeren Kollektivvertrag als Herzstück des 260 Millionen Euro schweren Sparprogramms geht weiter. AUA-Chef Jaan Albrecht, der Aufsichtsratspräsident Stefan Lauer am Mittwoch eine Einigung präsentieren wollte, hat weitere 14 Tage Zeit für Gespräche eingeräumt. Am 13. März will er in einer Sonderaufsichtsratssitzung aber ein finales Ergebnis vorlegen.

Die Galgenfrist ändert nichts an der Ausgangslage: Seit Albrecht nach ergebnislosen Gesprächen in einer spektakulären Aktion vor zwei Wochen den Kollektivvertrag von Piloten und Flugbegleitern (Bord-KV) aufgekündigt hat, stehen die Zeichen auf Sturm. Das Bodenpersonal führt zwar „harte, aber konstruktive Gespräche“, wie der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, Karl Proyer, der „Presse“ versichert hat. Die konfrontationsfreudigen Piloten rüsten mit den Flugbegleitern im Schlepptau jedoch zum Streik auf.

Großes Sparpotenzial

Bordbetriebsratschef Karl Minhart will sich dazu zwar „nicht provozieren“ lassen, meinte aber, dass die KV-Kündigung jede Kampfmaßnahme legitimiere. „Damit haben sie (der Vorstand, Anm.) die Friedenspflicht verletzt.“ In einem Mail an seine Kollegen gießt Minhart Öl ins Feuer: „Aufgrund des bisherigen Verhaltens müssen wir davon ausgehen, dass das Austrian-Management bewusst einen Nervenkrieg gegen das eigene Bordpersonal führt. Dies mit dem Ziel, uns alle ein für alle Mal in die Knie zu zwingen und die bestehenden Strukturen zu zerstören.“ Die Stimmung vor der für Freitagnachmittag – just zur Rückreisespitze – anberaumten Betriebsversammlung ist aufgeheizt. Die Urabstimmung über einen Streik dürfte beschlossen werden.

Albrecht hat seit Jahresbeginn in der Verwaltung ein Sparpotenzial von 100 Millionen Euro ausgemacht und Erlössteigerungen von 60 Millionen Euro. Außerdem wurden mit dem Flughafen Wien weitere Preisreduktionen vereinbart, die allen Fluglinien zugutekommen. „Das reicht aber nicht, um die AUA nachhaltig zu sanieren“, sagt Albrecht. Deshalb will er Kollektivverträge, die „einer Denkweise von vor 50 Jahren entsprechen“, abschaffen. Das sind vor allem die „Altverträge“ von knapp 300 der 600 AUA-Piloten. Das gesamte Bordpersonal erhält automatisch jährlich eine Gehaltssteigerung und die Inflation abgegolten – in Summe macht das sieben Prozent aus.

Konkurs als letzter Ausweg

Um die Personalkosten, die heuer ohne Sparkurs auf 439 Millionen Euro steigen würden (das Niveau von 2009, obwohl das Personal seither um ein Fünftel reduziert wurde), zu senken, hat Albrecht drei Möglichkeiten:
•Ein neuer KV für alle AUA-Mitarbeiter – ohne automatische Gehaltssprünge, hohe Abfertigungen und teure Betriebspension. Piloten sollen leistungsorientiert bezahlt werden, Überstunden wegfallen.
•Der von Albrecht angedrohte Plan B, der Betriebsübergang auf die AUA-eigene Regionaltochter Tyrolean. Auf Basis des Arbeitsvertragsrechtsanpassungsgesetzes (Avrag) würden alle AUA-Mitarbeiter den um rund 25 Prozent günstigeren Tyrolean-KV erhalten. Das hieße, dass die AUA-Gehälter so lange eingefroren blieben, bis die Tyrolean-Gehälter das AUA-Niveau erreichten. Ein Kapitän der Tyrolean verdient im Schnitt 7000 Euro brutto im Monat. Bei der AUA sind es 10.200Euro und 13.000 Euro brutto nach dem KV/alt. Die Gewerkschaft fürchtet juristische Querelen und eine Abwanderungswelle bei den Piloten.
•Konkurs: Im diesem Fall könnte sich die AUA aller Altlasten wie teurer KVs entledigen. Diese Chance nützte die Swiss nach der Pleite. Die Lufthansa soll ein solches Szenario in der Schublade haben. Sie müsste aber unbestätigten Informationen zufolge die 500 Millionen Euro Staatshilfe zurückzahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2012)

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