Geldspritze: EZB injiziert 530 Mrd. Euro

(c) Dapd (Torsten Silz)
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800 Banken haben beim dreijährigen Refinanzierungsgeschäft der Zentralbank kräftig zugelangt. Fraglich aber ist, wie die Geldhäuser die Milliardenspritze einsetzen werden.

Wien/Ag./Red. 529,531 Milliarden Euro. Diese Summe haben sich 800 Banken der Eurozone am gestrigen Mittwoch von der Europäischen Zentralbank für die Dauer von drei Jahren geliehen. Analysten waren in den Tagen zuvor von einem Volumen zwischen 200 Mrd. und einer Billion Euro ausgegangen. Der nun entliehene Betrag ist deutlich höher als jener vom Dezember des Vorjahres. Damals versorgte die EZB die Kreditinstitute mit 489,2 Mrd. Euro. Den sogenannten Drei-Monats-Tender hatte die Zentralbank damals zum ersten Mal aufgelegt.

Netto haben die Banken aber nicht 529 Mrd. Euro bezogen. Ralf Umlauf, Helaba-Volkswirt, sagt, dass die Institute 220 Mrd. Euro des EZB-Geldes dazu nutzen würden, um heute Donnerstag fällige Geldmarktgeschäfte zu bedienen. Netto blieben demnach mehr als 300 Mrd. Euro übrig, die nun ins System fließen. Die italienische Intesa Sanpaolo hat sich beispielsweise 24 Mrd. Euro von der EZB besorgt, die Erste Bank hat im Umfang von 1,1 Mrd. Euro zugegriffen.

Die Banken zahlen für das nun getätigte Geschäft bei Fälligkeit (im Februar 2015) den durchschnittlichen EZB-Hauptrefinanzierungszinssatz dieser Zeit. Fraglich aber ist, wie die Geldhäuser die Milliardenspritze einsetzen werden. Denn im Dezember hatten sie den größten Teil der Milliardenspritze zur eigenen Entschuldung und zur Bedienung älterer EZB-Kredite genutzt. Nur ein Teil des Geldes floss in den Ankauf von Staatsanleihen. Letztere profitierten von der Geldspitze, da Renditen von Anleihen aus den Peripheriestaaten seitdem gesunken sind.

EZB-Geld keine Lösung für Krise

Die EZB will aber auch, dass die Banken das Kapital verwenden, um eine mögliche Kreditklemme abzuwenden. Problematisch ist nämlich, dass sich die Banken untereinander kaum noch Geld leihen, weil sie Angst haben, verliehene Beträge nicht mehr zurückzuerhalten. Besonders Banken aus Südeuropa hätten zuletzt Schwierigkeiten am Interbankenmarkt gehabt.

Michael Kemmer, Chef des deutschen Bankenverbandes, warnte davor, die Geldspritze der EZB als ein „Breitbandantibiotikum“ misszuverstehen: „Die Maßnahmen der Zentralbank sind nämlich weder geeignet, den Interbankenmarkt zu ersetzen, noch die Schuldenkrise zu lösen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2012)

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