Die Rebellen in Homs halten einem Sturmangriff auf ihre Hochburg im Ortsteil Baba Amro nicht stand und ziehen sich zurück.
Beirut/Reuters/Afp. Nach dreiwöchiger Belagerung durch Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad haben sich die meisten Rebellen aus dem Stadtviertel Baba Amro in Homs nach Angaben von Oppositionellen zurückgezogen, die syrische Armee hat die vollständige Kontrolle über das umkämpfte Viertel Baba Amro in der Oppositionshochburg Homs erlangt.
Die Soldaten verteilten nach Regierungsangaben Lebensmittel an die Bevölkerung und evakuierten Verletzte. Zudem suchten sie nach den in Baba Amro festsitzenden französischen Journalisten, unter ihnen die verletzte Edith Bouvier.
Die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ in London (siehe oben) berichtet, Soldaten hätten das Viertel gestürmt und nähmen Hausdurchsuchungen vor, zudem gebe es Festnahmen.
Zuvor hat der Chef der oppositionellen Freien Syrischen Armee, Riad Assad, den „taktischen“ Rückzug seiner Kämpfer aus Baba Amro erklärt. Dies sei aus Sorge um das Leben der dort noch befindlichen Zivilisten geschehen, sagte er der französischen Nachrichtenagentur AFP. Bei den Kämpfen um Baba Amro wurden nach Angaben von Aktivisten am Donnerstag mindestens 17 Zivilisten getötet.
Wachsende Zuversicht bei Assad
Aus libanesischen Kreisen, die der Regierung in Damaskus nahestehen, verlautete, Assad wolle in jedem Falle die Kontrolle über Homs zurückgewinnen. Mit einer Niederlage in Homs wäre eine Hochburg der Opposition gefallen, bei Assad wachse die Zuversicht, sich an der Macht halten zu können.
Die syrische Opposition kündigte unterdessen die Gründung eines Militärrates an. „Wir werden wie ein Verteidigungsministerium sein“, sagte der Chef des syrischen Nationalrates, Burhan Ghaliun, auf einer Pressekonferenz in Paris.
Assad ist zwar international weitgehend isoliert, hat aber wichtige Verbündete. So stimmten Russland und China gegen eine Resolution des UN-Menschenrechtsrates, in der das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Regierungsgegner verurteilt wird. 37 Staaten stimmten in Genf für den Beschluss, in dem der Regierung die systematische Verletzung von Menschenrechten vorgeworfen wird.
Russlands Diplomatie-Offensive
Um ein Ende der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen zu erreichen, will der russische Außenminister Sergej Lawrow in der kommenden Woche mit Vertretern der arabischen Golfstaaten zusammenkommen.
Russland versucht, seine Isolation in der Syrien-Frage mit eigenen Friedensinitiativen zu durchbrechen. Der Verbündete von Präsident Assad legte im UN-Sicherheitsrat zusammen mit China sein Veto gegen eine von arabischen Staaten initiierte und vom Westen unterstützte Resolution ein.
Annan reist nach Damaskus
Auch der Syrien-Sondergesandte Kofi Annan will die Friedensbemühungen vorantreiben und kündigte eine baldige Reise nach Damaskus an. Der frühere UN-Generalsekretär rief den syrischen Präsidenten einmal mehr dazu auf, das gewaltsame Vorgehen gegen die Opposition zu beenden.
Bisher sind nach UN-Schätzungen mehr als 7500 Zivilisten in den Kämpfen umgekommen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2012)