Syrische Soldaten verweigern dem Hilfskonvoi die Zufahrt in das Viertel Bab Amr der Protesthochburg Homs. Die Opposition befürchtet ein Massaker an den Rebellen.
Die syrische Armee hat Freitagabend das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) daran gehindert, mit einem Hilfskonvoi nach Bab Amr vorzudringen. Das Stadtviertel in der Rebellenhochburg Homs steht seit Wochen unter Beschuss. Der Grund für die Verweigerung: Zunächst müssten von den Aufständischen zurückgelassene Minen und Sprengsätze geräumt werden, sagte ein Sprecher der Organisation.
IKRK-Chef Jakob Kellenberg wertete indes in Genf, die Entscheidung, die Helfer nicht nach Bab Amr zu lassen, sei „inakzeptabel". Die Helfer würden jedenfalls über Nacht in Homs bleiben und darauf hoffen, „in der sehr nahen Zukunft" in das Viertel hineingelassen zu werden. Die syrische Opposition befürchtet indes, dass die Armee in dem Viertel ein Massaker an Rebellen und deren Familien verüben könnte.
Die Soldaten des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad setzten am Freitag ihre Kämpfe gegen die Aufständischen fort. Bei einem Raketenangriff auf eine Demonstration von Regierungsgegnern wurden nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mindestens zwölf Menschen getötet. Unter den Toten sollen sich auch Kinder befinden, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Satellitenfotos beweisen Blutbad in Homs
Ebenfalls am Freitagabend kamen Satellitenfotos der wochenlang von Regierungstruppen beschossenen syrischen Stadt Homs auf. Diese sollen nach Ansicht von Menschenrechtlern beweisen, dass es dort ein Blutbad gegeben hat. "Die neuen Bilder und Augenzeugenberichte zeigen, dass durch den Beschuss weite Teile zerstört wurden, Hunderte Menschen starben und unzählige verletzt wurden", hieß es am Freitag von Human Rights Watch (HRW) in New York. Die Organisation geht von 700 Toten in der Stadt seit Beginn der Offensive vor einem Monat aus.
Wegen der anhaltenden Gewalt des syrischen Regimes gegen das eigene Volk hat Deutschland am Freitag zudem eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates gefordert.
Journalisten zurück in Frankreich
Die unter dramatischen Umständen aus Homs entkommenen französischen Journalisten sind in ihrer Heimat eingetroffen. Wie AFP-Journalisten berichteten, landeten die schwer verletzte Reporterin Edith Bouvier und der Fotograf William Daniels am Freitagabend auf einem Militärflughafen bei Paris. Sie wurden von Präsident Nicolas Sarkozy empfangen.
Die 31-jährige Bouvier, die für die französische Zeitung "Le Figaro" arbeitet, war beim Beschuss von Homs am 22. Februar schwer an den Beinen verletzt worden. Daniels harrte mit ihr aus, nachdem ein erster Rettungsversuch vor wenigen Tagen gescheitert war. Bei dem Angriff auf ein als Pressezentrum der Rebellen genutztes Gebäude in Homs waren die US-Kriegsreporterin Marie Colvin und der französische Fotograf Rémi Ochlik getötet worden. Neben Bouvier wurde auch der britische Fotograf Paul Conroy verletzt. Er konnte mit dem Spanier Javier Espinosa einige Tage später in den Libanon flüchten.
Die französische Justiz leitete Ermittlungen wegen des Angriffs auf das Medienzentrum in Homs ein, wie aus Justizkreisen in Paris verlautete. Demnach ist eines der wichtigsten Ziele der Untersuchung, Daten zur Identität Ochliks zu ermitteln, damit seine Leiche nach Frankreich ausgeflogen werden kann.
(APA/Red.)