Die Kämpfe in Syrien haben auch die UN-Pufferzone auf dem Golan erreicht. Österreichische Blauhelme leisteten Erste Hilfe.
Die Kämpfe zwischen Aufständischen und Truppen des syrischen Regimes weiten sich aus und haben offenbar auch die UN-Pufferzone auf dem Golan erreicht. Nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium in Wien hat es im österreichischen Abschnitt „zwei bis drei" Schusswechsel gegeben. Die österreichischen Blauhelme hätten im Zuge der Scharmützel beschädigte Fahrzeuge geborgen und Erste Hilfe geleistet, berichtete Oberst Michael Bauer. Der Vorfall soll sich bereits vergangene Woche ereignet haben. Am Golan sind derzeit 377 österreichische Soldaten stationiert, die im Rahmen einer UN-Mission den Grenzabschnitt zwischen Syrien und Israel überwachen.
Der Bürgerkrieg erfasst indes immer mehr Regionen Syriens. Auch am Dienstag lieferten sich Armee und Rebellen heftige Gefechte - unter anderem in Deraa im Süden, Deir Ezzor im Osten, nahe der syrisch-irakischen Grenze, Idlib im Norden sowie Rastan in Zentralsyrien, wohin sich die aus Homs abgezogenen Kämpfer der „Freien Syrischen Armee" zurückgezogen haben.
Allein in den letzten beiden Tagen flohen über 2000 Frauen und Kinder bei Kälte und Schnee in den benachbarten Libanon. Nach Angaben von Menschenrechtlern bombardierte die Armee inzwischen die Verbindungsbrücke über den Fluss Orontes, um Flüchtlingen den Weg abzuschneiden.
Kofi Annan will vermitteln
Somit sind die Vorzeichen für die Vermittlungsmission von Kofi Annan alles andere als gut. Der frühere UN-Generalsekretär trifft am heutigen Mittwoch zunächst in Kairo ein, wo er Gespräche mit der Arabischen Liga führen wird. Am Samstag will Annan dann nach Damaskus weiterreisen, wo er im gemeinsamen Auftrag der Liga und der Vereinten Nationen mit Staatschef Bashar al-Assad verhandeln soll. Annan möchte zunächst einmal einen vorübergehenden Waffenstillstand erreichen, die Evakuierung von Verletzten sowie die Versorgung der Bevölkerung. In Kairo hat sich diese Woche auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow angesagt, China schickt einen Gesandten nach Damaskus.
Der britische TV-Sender Channel 4 zeigte derweil ein heimlich gedrehtes Video über Folter im Militärspital von Homs. Darin sind Verwundete zu sehen, die mit Eisenketten an ihre Betten gefesselt sind und Folterspuren am Körper tragen. Auf einem leeren Bett sind eine Peitsche und ein Stromkabel abgelegt, mit dem die Verletzten geprügelt worden seien, berichtet ein Augenzeuge, dessen Gesicht im Video unkenntlich gemacht ist.
"Die Frage ist nicht ob, sondern wann"
US-Präsident Barack Obama schloss ein militärisches Eingreifen in Syrien nicht aus. "Die Frage ist nicht, ob Assad stürzt, sondern wann", sagte der US-Präsident in einer Pressekonferenz am Dienstag im Weißen Haus. Die Gewalt gegen die syrische Zivilbevölkerung sei "herzzerreißend und empörend".
Die USA arbeiteten eng mit den arabischen Ländern zusammen, um zu planen, wie die syrische Bevölkerung unterstützt und Machthaber Assad weiter isoliert werden kann. Am Vortag hatte der republikanische US-Senator John McCain einen Luftangriff auf Syrien gefordert, um dort das "Gemetzel zu stoppen".
("Die Presse"(m.g./la.), Ag., red.)