Österreichs Banken bei Haircut dabei

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Die heimischen Banken sind vom Schuldenschnitt stark betroffen. Sie verlieren zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro. Die Freigabe des Rettungspakets soll heute erfolgen.

Athen/Brüssel/Wien. Der Schuldenschnitt in Griechenland reißt tiefe Löcher in die Bilanzen der österreichischen Banken und Versicherungen. Laut „Presse“-Rundruf machten alle heimischen Finanzinstitute beim freiwilligen Umtausch ihrer griechischen Staatsanleihen mit. Im Herbst hatten sie noch drei Milliarden Euro an Anleihen gehalten. Mittlerweile ist das Engagement aber gesunken, da viele Finanzkonzerne die Papiere mit hohen Verlusten verkauft haben. Damit dürften Österreichs Banken zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro in den Sand gesetzt haben.

Das größte Problem gibt es bei der staatlichen Kommunalkredit und deren „Bad Bank“, der KA Finanz. Beide Institute halten griechische Wertpapiere im Ausmaß von etwa einer Milliarde Euro. Davon werden nun alle Staatsanleihen im Wert von 455 Millionen Euro umgetauscht. Welche Folgen sich daraus für die Bilanzen der Kommunalkredit und der KA Finanz ergäben, stehe noch nicht fest, sagte Bankchef Alois Steinbichler am Donnerstag.

Problematisch ist, dass es bei der KA Finanz noch Kreditausfallsversicherungen für griechische Anleihen in der Höhe von rund 500 Millionen Euro gibt. Ob diese schlagend werden, ist noch unklar. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) deutete bereits an, dass die Kommunalkredit-Gruppe im schlimmsten Fall vom Staat bis zu einer Milliarde Euro brauchen könnte. Für 600 Millionen Euro hat der Bund vorgesorgt, „die weiteren 400 Millionen Euro sind als Risiko zu bezeichnen“, so Fekter.

Erste Bank: 130 Mio. Verlust

Auch die Bank Austria ist vom Schuldenerlass besonders stark betroffen. Das Institut hielt einst griechische Anleihen im Wert von 500 Millionen Euro, davon wurden 400 Millionen abgeschrieben. Trotzdem hat die Bank Austria im Vorjahr einen Gewinn erwirtschaftet, die Details dazu sollen demnächst bekannt gegeben werden.

Anders sieht die Situation bei der zur Raiffeisen-Gruppe gehörenden Uniqa-Versicherung aus. Diese wertete ihre Hellas-Papiere um 346 Millionen Euro ab. Daher ist das Unternehmen im Vorjahr in die Verlustzone gerutscht. „Mittlerweile haben wir alle griechischen Anleihen verkauft“, sagt ein Uniqa-Sprecher. Die Erste Bank beziffert den Verlust aus dem Griechenland-Engagement mit 130 Millionen Euro. Auch die teilverstaatlichte Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) musste ihr Griechenland-Portfolio wertberichtigen.

Für Athen ist indes die Stunde der Wahrheit gekommen. Nach Ablauf der Frist für eine freiwillige Beteiligung am Anleihetausch wollen die Euroländer heute auf Basis des Ergebnisses über die Freigabe des 130 Milliarden Euro schweren Hilfspakets entscheiden. „Der Schuldenschnitt ist erst dann erfolgreich, wenn die Gelder fließen“, sagt Wirtschaftsexperte Matthias Kullas vom Centrum für Europäische Politik.

Noch kurz vor Fristende gestern Abend war jedoch völlig unklar, ob sich genügend Gläubiger an dem Anleihetausch beteiligen – und welche Quote überhaupt als „ausreichend“ zu bewerten ist. Die durch die Aktion angepeilte Entlastung in Höhe von 107 Milliarden Euro wird erst ab einer Teilnahme von 90 Prozent der Gläubiger erreicht. Auch die Euroländer beharren auf dieser Quote. Die Athener Regierung hat ihre Erwartungen dagegen in den vergangenen Tagen auf 75 Prozent heruntergeschraubt. Es sei aber wahrscheinlich, dass die Mitgliedstaaten sich hier zum Einlenken bereit erklären, sagt Kullas.

Sollte die magische Grenze für einen freiwilligenSchuldenschnitt dennoch nicht erreicht werden, kann Griechenland die Gläubiger mittels Aktivierung der Zwangsklauseln zur Teilnahme zwingen. Dann würden auch die Kreditausfallversicherungen schlagend. Das Risiko hierfür sei aber „überschaubar“, so Kullas.

Ein wichtiges Indiz zeugte Donnerstagnachmittag zudem vom positiven Ausgang des Schuldenschnitts: Die Europäische Zentralbank (EZB) gab bekannt, dass sie griechische Anleihen wieder als Sicherheit für Kredite akzeptieren will. Wegen der Herabstufung des Landes durch Standard & Poor's im Februar konnten die Bonds vorübergehend nicht als Pfand hinterlegt werden.

Auf einen Blick

Vom Ausgang des griechischen Schuldenschnitts ist abhängig, ob die Finanzminister der Eurozone heute die Freigabe des zweiten, 130 Milliarden Euro schweren Rettungspakets beschließen. Die Regierung in Athen stellte den privaten Investoren das Angebot, ihre griechischen Anleihen in neue mit längerer Laufzeit und geringeren Zinsen zu tauschen. Die Gläubiger hatten bis gestern Abend Zeit, der Aktion zuzustimmen. Bis zuletzt war jedoch unklar, wie viele sich freiwillig daran beteiligen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2012)

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