Klimts Wiener Blätterwald

Klimts Wiener Blaetterwald
Klimts Wiener Blaetterwald(c) APA (COURTESY GALERIE JOHANNES FABER)
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Neun Wiener Kunsthändler zeigen, was man 150 Jahre nach Gustav Klimts Geburt in seiner Heimatstadt noch von ihm erwerben kann: Zeichnungen.

Dass das in Wien umjubelte Klimt-Jahr auf den internationalen Kunstmarkt abfärben würde, kann man nicht unbedingt behaupten: Als Anfang Februar das wiederentdeckte Klimt-Gemälde „Seeufer mit Birken“ bei Sotheby's versteigert werden sollte, wurde nicht einmal das Limit erreicht. Bis zu zehn Millionen Euro hatte man erwartet. Geboten wurden bei der Auktion dann aber nur 4,5 Millionen, zu wenig für den Verkäufer.

Um 6,7 Millionen soll das zauberhafte Landschaftsbild aber noch während der Auktion hinter den Kulissen weiterverkauft worden sein. Dennoch ein für Klimt untypischer, da wenig rühmlicher Auftritt auf dem internationalen Auktionsparkett, zählt er doch – wie schon zu Lebzeiten – heute wieder zu den teuersten Malern der Welt.

Neun Kunsthändler kooperieren. Wien lässt sich von derlei Rückschlägen jedoch im Klimt-Jubel nicht beirren – rund um die große Ausstellung zu Klimts zeichnerischem Werk, die kommenden Dienstag in der Albertina eröffnet, beginnen auch neun renommierte Wiener Kunsthändler in einem werbewirksamen Zusammenschluss ihre Klimt-Specials. Gemälde des internationalen Stars werden auf dem österreichischen Markt allerdings schon lange keine mehr gehandelt, das spielt sich in London und New York ab.

Also beschränkt sich das hiesige Angebot auf Klimt-Grafik und Jugendstilmöbel aus dem Umfeld. Aber auch bei den tausenden Zeichnungen, die Klimt hinterließ – das von Albertina-Expertin Marian Bisanz-Prakken betreute Werkverzeichnis der Grafik umfasst mittlerweile vier Bände –, gibt es starke Qualitätsunterschiede Es reicht von der Studie eines Schuhs bis zur äußerst selten auch farbig ergänzten, eigenständigen Zeichnung.

Porträts und Erotik. Sieben schön ausgeführte Blätter haben Christa Zetter und Katharina Zetter-Karner von der „Galerie bei der Albertina“ ins Zentrum ihrer Frühjahrsausstellung gestellt, die parallel zur Albertina-Ausstellung am Dienstag eröffnet. Darunter sind Vorstudien zu den berühmten Porträts von Amalie Zuckerkandl und Margaret Stonborough-Wittgenstein. Aber auch drei mehr oder weniger erotische Aktdarstellungen – eine Zusammenstellung, die auch die beiden Hauptgruppen umreißt, in die sich Klimts grafisches Werk gliedert: Porträts und Erotik. Letztere verkauft sich besonders gut – im Gegensatz zu Klimts Studien älterer und schwangerer Frauen, erzählt Zetter-Karner und bestätigt damit ein Klischee.

Und noch etwas: Österreichische Sammler scheinen sich für das, was naheliegt, weniger zu interessieren – Zetters Klimt-Kundschaft ist jedenfalls eine überwiegend internationale.

Auf diese hoffen auch „Wienerroither und Kohlbacher“: Sie reisen kommende Woche mit 33 Klimt-Zeichnungen im Gepäck zur weltweit wichtigsten Antiquitätenmesse, der Tefaf in Maastricht. Jahrelang haben die beiden Wiener Kunsthändler die Blätter für diese Präsentation zusammengesucht. Zwischen 55.000 und 280.000 Euro kosten sie. Lange vorbei die Zeiten, als man diese Zeichnungen um ein paar tausend Schilling haben konnte. In der Nachkriegszeit soll das noch der Fall gewesen sein, bereits in den 1960er-Jahren aber zogen die Preise an. Höhepunkt dieser Entwicklung war 2006 der (private) Verkauf der „Goldenen Adele“ an Ronald Lauder um 135 Millionen Dollar, was damals als die teuerste öffentlich bekannte Transaktion auf dem Kunstmarkt galt.


Rainers Klimt-Übermalungen.
Mit derlei Rekorden ist in diesen Zeiten nicht mehr zu rechnen. Und auch das übrige Wiener Angebot in diesem Jahr scheint eher solide als spektakulär. Bei Fotohändler Johannes Faber kann man die berühmten historischen Porträts Klimts zeitgenössischer Fotografen erwerben – sich selbst gemalt hat Klimt ja nie, da er gemeint hat, er sei nicht „extra interessant“. Fotografieren ließ er sich allerdings gern.

„Giese & Schweiger“ stellen ebenfalls eine Aktzeichnung Klimts ins Zentrum ihrer Sonderausstellung österreichischer „Kunst auf Papier“: den „Halbakt mit geschlossenen Augen“, eine Studie zur zentralen Figur im Gemälde „Die Braut“, einem der letzten, unvollendet gebliebenen Ölbilder Klimts (heute als Leihgabe im Belvedere). Von einer ganz anderen Seite nähert sich die Galerie Ruberl dem Jubilar an: Sie zeigt Arnulf Rainers Übermalungen von Klimt-Kopien aus den 1980er-Jahren.

Die Galerien

Neun Wiener Kunsthändlerkooperieren werbetechnisch, sie zeigen zu Klimts 150. Geburtstag über das Jahr verteilt Zeichnungen, Möbel, Fotos: Galerie bei der Albertina/Zetter, Bel Etage, Johannes Faber, Giese & Schweiger, Kovacek Spiegelgasse, Kovacek & Zetter, Patrick Kovacs, Ruberl, Wienerroither & Kohlbacher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2012)

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