Referendum: Schweizer lehnen Verlängerung des Mindesturlaubs ab

Referendum in Schweizer über die Ferien-Initiative.
Referendum in Schweizer über die Ferien-Initiative.(c) EPA (SALVATORE DI NOLFI)
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Etwa zwei Drittel stimmten gegen eine Verlängerung des gesetzlichen Mindesturlaubs von vier auf sechs Wochen. Vertreter der Gewerkschaften äußerten sich enttäuscht.

Die Schweizer haben am Sonntag eine Erhöhung des Mindesturlaubs von vier auf sechs Wochen klar abgelehnt. 67 Prozent der Teilnehmer stimmten laut Hochrechnung des Schweizer Fernsehens SRG mit "Nein" zur "Ferien-Initiative" des Gewerkschaftsdachverbandes Travail.Suisse.

Der Wirtschaftsdachverband "economiesuisse" reagierte erfreut auf das deutliche Nein zur "Ferien-Initiative". Die Schweizer Stimmbürger hätten erkannt, dass sechs Wochen Urlaub für die kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) eine zu große Belastung wären, sagte Ursula Fraefel, Direktionsmitglied von "economiesuisse", gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Am Schluss sei eine "erdrückende Mehrheit" gegen die Initiative zustande gekommen.

Auch Thomas Daum, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV), zeigt sich zufrieden mit dem klaren Resultat: "Die Stimmbürger haben realisiert, dass etwas, das anfangs angenehm tönt, bei näherem Nachdenken doch verschiedenste Nachteile birgt."

Vor dem Urnengang hatten die Arbeitgeber und die Regierung zur Ablehnung dieser Forderung der Gewerkschaften aufgerufen. Eine Verlängerung des Mindesturlaubs würde Milliarden kosten und könnte zur Verlagerung von Arbeitsplätzen in Länder führen, wo die Lohnkosten deutlich niedriger seien.

Der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse wollte das gesetzliche Minimum auf sechs Wochen erhöhen. Er hatte argumentiert, Arbeitnehmer bräuchten angesichts eines gestiegenen Leistungsdrucks mehr Zeit für Erholung. Trotz der Niederlage sei man "stolz darauf, die Frage nach der Überbelastung am Arbeitsplatz thematisiert zu haben", sagte Travail.Suisse-Präsident Martin Flügel. Zudem habe in der Debatte niemand geleugnet, dass Arbeitsstress Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten habe. Die Gewerkschaften erwarteten nun von der Regierung Vorschläge für eine Lösung.

"Realitätssinn" bewiesen

In den Augen von Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV), hätten die Schweizer "Realitätssinn" bewiesen. "Die Arbeitnehmenden wollen flexibel sein bei der Einteilung ihrer Ferien." Lösungen seien in den Gesamtarbeitsverträgen zu erarbeiten, nicht in überflüssigen Gesetzen, sagte Bigler. Das deutliche Ergebnis zeige zudem, dass "die Schweiz im Vergleich mit Ländern wie Deutschland, Belgien und Frankreich kein Feriendefizit hat".

Anteil von Zweitwohnungen begrenzen

Neben der Initiative für mehr Ferien lehnten die Schweizer Stimmbürger laut Hochrechnungen auch die Forderung ab, die vor einigen Jahren aufgehobene Buchpreisbindung wieder einzuführen. Das Begehren war von einem Komitee "Nein zu überteuerten Büchern" bekämpft worden, das unter anderem von wirtschaftsliberalen Politikern unterstützt wurde. Der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) reagierte enttäuscht. Die Rahmenbedingungen für den Buchhandel würden sich nun weiter verschlechtern, sagte mit SBVV-Geschäftsführer Dani Langolf.

Knapp angenommen wurde hingegen laut Hochrechnungen der Vorschlag, den Anteil von Zweitwohnungen pro Gemeinde künftig auf maximal 20 Prozent des Wohnungsbestandes zu begrenzen. Damit soll nach Angaben der Initiatoren einem "hemmungslosen" Bau von immer mehr Ferienwohnungen ein Riegel vorgeschoben werden. Begründet wurde die Initiative vor allem damit, dass die Ausdehnung der Bebauung - großteils auch durch Ausländer, die sich in der Schweiz ein Zweitdomizil zulegen - immer stärker die Umwelt belaste.

(Ag.)

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