Tragisches Ende einer Schulreise: 28 Tote bei Bus-Unfall

Aus ungeklärter Ursache fuhr der Reisebus frontal in eine Nothaltestelle des Tunnels.
Aus ungeklärter Ursache fuhr der Reisebus frontal in eine Nothaltestelle des Tunnels.(c) REUTERS (HANDOUT)
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Ein belgischer Reisebus ist in der Schweiz in einem Autobahntunnel gegen die Tunnelwand gefahren. Unter den Opfern befinden sich 22 Kinder. Die Gründe sind unklar.

Die Rettungskräfte berichteten von "schockierenden Szenen". Einige Helfer hatten auch am Morgen danach Tränen in den Augen. Die Polizei sprach von einer "nie dagewesenen Tragödie". Bei einem schweren Verkehrsunfall im Schweizer Kanton Wallis sind 28 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten befinden sich 22 Kinder, wie die Walliser Behörden in Siders mitteilten. 24 weitere Kinder wurden bei dem Unfall verletzt.

Ein belgischer Reisebus war am Dienstag gegen 21 Uhr 15 in einem Autobahntunnel der A9 bei Siders aus noch ungeklärten Gründen gegen die Tunnelwand gefahren und frontal in eine Nothaltestelle geprallt. Kein anderes Fahrzeug war beteiligt. "Erste Erkenntnisse haben ergeben, dass der Chauffeur die Herrschaft über das Fahrzeug verloren und einen Randstein touchiert hat. Danach ist er frontal in eine Nothaltestelle des Tunnels geprallt", zitierte der "Tagesanzeiger" den Mediensprecher der Walliser Kantonspolizei, Renato Kalbermatten. Der Bus fuhr auf der Autobahn von Siders in Richtung Sitten.

Übermüdung des Lenkers ausgeschlossen

Die Ermittlungen seien nach Polizei-Angaben noch am Laufen. Übermüdung des Fahrers als Ursache wurde ausgeschlossen: Der Bus war erst 20 Minuten unterwegs. "Die Fahrer sind am Vortag angekommen und haben den Tag an Ort und Stelle verbracht, bevor sie losgefahren sind", sagte Melchior Wathelet, Staatssekretärs im belgischen Verkehrsministerium, der Nachrichtenagentur Belga. "Es sieht so aus, als seien die Bestimmungen über die Fahrzeiten eingehalten worden." Die beiden Chauffeure des Busses sind ebenfalls unter den Toten. Das verunfallte Fahrzeug gehört zur Busgesellschaft "Toptours". Die Gesellschaft habe einen "exzellenten" Ruf, sagte Wathelet. Es habe sich um "einen Bus der neuesten Generation mit allen empfohlenen Sicherheitseinrichtungen" gehandelt.

In dem Bus waren 52 Personen unterwegs. Die etwa zwölf Jahre alten Kinder aus zwei Schulen in den flämischen Orten Heverlee und Lommel waren auf der Rückreise von ihrem Skiurlaub im Wallis. Nach Angaben des Außenministeriums in Den Haag waren auch neun niederländische Kinder unter den Reisenden.

Eine Tragödie dieses Ausmaßes habe es im Wallis noch nie gegeben, sagte der Kommandant der Walliser Kantonspolizei, Christian Varone. Die Rettungsaktion im Tunnel dauerte die ganze Nacht über an. Über 200 Rettungssanitäter, Feuerwehrleute, Ärzte und Polizisten standen im Einsatz. Die Verletzten - darunter drei Schwerverletzte - wurden in vier Spitäler im Wallis transportiert.

Der verunfallte Bus sei zusammen mit zwei weiteren Bussen aus Belgien unterwegs gewesen, sagte Belgiens Außenminister Didier Reynders. Diese seien jedoch nicht in den Unfall verwickelt gewesen und hätten ihre Reise fortsetzen können. Der Außenminister bezeichnete den Unfall als "unverständlich". Der belgische Premier Elio Di Rup hat von "einem sehr traurigen Tag für Belgien" gesprochen. König Albert II. zeigte sich "tief betroffen" durch die Nachricht des Unfalls, teilte das Königshaus mit.

Vor den Schulen der Kinder in Heverlee in der Nähe von Brüssel und in Lommel an der niederländischen Grenze versammelten sich Mitschüler und Angehörige. Weinend lagen sich Menschen in den Armen. Am Nachmittag startete ein Airbus mit 116 Angehörigen an Bord vom Militärflughafen von Melsbroek in Belgien Richtung Schweiz.

Schwerstes Busunglück seit 30 Jahren

Bei dem Busunglück handelt es sich um das schwerste in der Schweiz seit 30 Jahren. Am 12. September 1981 war ein mit deutschen Touristen besetzter Reisebus auf einem Bahnübergang in der Nähe von Zürich von einem Regionalzug erfasst worden. Alle 39 Insassen kamen ums Leben. Das letzte schwere Busunglück ereignete sich 2005. Bei einem Unfall auf der Nordseite des Großen St. Bernhard wurden 13 Insassen getötet und 15 verletzt.

(Ag.)

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