Niederlande und Belgien trauern um verunglückte Schüler

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Auf der Heimreise aus dem Skiurlaub prallte ein Reisebus mit niederländischen und belgischen Schülern in der Schweiz gegen eine Tunnelwand. 22 Kinder und sechs Erwachsene kamen dabei ums Leben.

Den haag/Bern. „Das sind echte Superferien, die wir in diesem Jahr in der Schweiz haben. Die Stimmung ist spitze. Mehr geht nicht.“ Eine Woche nach diesem Eintrag im Internettagebuch der Kinder ist keine Rede mehr von Superferien, sondern nur noch von einem Unglück der Superlative: Die Heimreise aus dem so unbeschwerten Skiurlaub in der Schweiz wurde zur Fahrt in den Tod.

28 Menschen kamen ums Leben, nachdem ein Reisebus am Dienstagabend um etwa 21.15 Uhr aus bisher noch ungeklärter Ursache in einem Autobahntunnel bei Siders (Kanton Wallis) gegen die Seitenwand prallte. Sechs Erwachsene und 22 Kinder, belgische wie niederländische, sind unter den Toten. 24 Kinder haben überlebt, zum Teil schwer verletzt.

Gedenkminute im EU-Parlament

Ganz Belgien befindet sich im Schockzustand; auch in den Niederlanden herrscht Trauer und Entsetzen. „Ich bin tief geschockt und mit meinen Gedanken bei den Opfern und ihren Familien“, erklärte der belgische König Albert II. in einer ersten Reaktion auf das schreckliche Busunglück. Der König und seine Ehefrau Paola machten sich noch am Mittwoch zum Unglücksort auf.

Auch der belgische Regierungschef Elio Di Rupo und der flämische Ministerpräsident Kris Peters flogen gestern zur Unglücksstelle ins Wallis. „Das ist ein sehr trauriger Tag für ganz Belgien“, erklärte Di Rupo. „Ich habe mit Entsetzen von dem Unglück Kenntnis genommen. Es gibt keine Worte, die ausdrücken könnten, wie groß mein Mitgefühl mit den Opfern dieser Katastrophe und ihren Familien ist.“ Der flämische Erziehungsminister Pascal Smet beauftragte sein Ministerium, den Eltern und den betroffenen Schulen in Flandern psychologischen Beistand zu geben. „Ganz Flandern lebt mit“, sagte er. Auch das Schweizer Parlament und das Europaparlament gedachten der Opfer in einer Schweigeminute.

Die Schüler und ihre Begleiter waren auf der Rückfahrt von einem Skiurlaub in der Schweiz nach Belgien. In dem Bus reisten zwei Schulklassen aus den flämischen Städten Lommel und Heverlee. Lommel liegt östlich von Antwerpen direkt an der niederländischen Grenze. Daher befanden sich in dem Bus auch niederländische Schüler, die in Lommel zur Schule gingen. Heverlee ist ein Vorort von Leuven.

Angehörige im Unklaren

In der Schule „t'Stekske“ in Lommel und in der Sint-Lambertus-Grundschule in Heverlee spielten sich erschütternde Szenen ab. Die Eltern der verunglückten Kindern versammelten sich dort bereits am frühen Mittwochmorgen. Tränen flossen. Das Schlimmste war die Ungewissheit. Denn fest stand am Morgen nur, dass der Unglücksbus 52 Passagiere an Bord hatte, fast alle Schüler im Alter von elf bis zwölf Jahren, zwei Busfahrer und vier Lehrer. Welche Kinder überlebt hatten und welche nicht, war zunächst nicht zu erfahren.

(c) EPA/MARTIAL TREZZINI

Am Nachmittag stellt das belgische Verteidigungsministerium zwei Militärmaschinen bereit, mit denen die Eltern der verunglückten Schulkinder vom Armeestützpunkt Melsbroek nach Genf in die Schweiz geflogen wurden. Die Opfer befinden sich in den Spitälern von Siders, Sitten, Lausanne und Bern. Viele Eltern weinten noch immer, als sie ins Flugzeug stiegen, um zu ihren toten oder verletzten Kindern in die Schweiz zu fliegen. Manche waren so erschüttert, dass sie kaum laufen konnten und gestützt werden mussten. Mit an Bord des Flugzeugs waren auch Ärzte und Psychologen: Sie sollten die Eltern in diesen schwierigen Momenten unterstützen.

Die Unglücksursache liegt noch im Dunkeln. Der Bus war erst 20 Minuten unterwegs gewesen, als es zu dem Aufprall kam.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2012)

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