Busunfall: Nun müssen Eltern die Toten identifizieren

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Schweiz Suche nach Ursache(c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN)
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Nach wie vor fehlt eine Erklärung für den Busunfall im Schweizer Kanton Wallis. 22 Kinder und sechs Erwachsene sind tot, drei Schüler schweben in Lebensgefahr. Heute sollen die Toten formal identifiziert werden.

Nach dem schweren Busunglückim Schweizer Kanton Wallis geht die Suche nach der Unglücksursache weiter. 22 Kinder und sechs Erwachsene sind ums Leben gekommen. 24 Schüler sind verletzt, vier von ihnen schwer. Experten wollen das völlig zerstörte Bus-Wrack untersuchen, um nähere Erkenntnisse zum Unfallhergang zu erhalten. Unterdessen bangen die Angehörigen um das Leben der schwer verletzten Schulkinder aus Belgien.

Die Familien der Unfallopfer begannen mit der Identifizierung der Toten. Eltern und Angehörige wurden in der Früh zu den toten Kindern gebracht, teilte ein Sprecher der Kantonspolizei im Wallis mit. Die Angehörigen waren am Mittwoch mit Militärmaschinen aus Belgien in die Schweiz geflogen. In einer Kapelle in Sitten sollten nun die sterblichen Überreste formell identifiziert werden. Sollte es nicht möglich sein, die Toten am Aussehen oder an den Kleidern zu erkennen, werden DNA-Analysen in Auftrag gegeben. Gegen Mittag waren drei Tote noch nicht identifiziert.

Drei Kinder in kritischem Zustand

Nach Angaben der belgischen Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx befinden sich unter den 24 verletzten Kindern noch vier Schwerverletzte. Von diesen seien drei in einem "kritischen" Zustand. Zahlreiche verletzte Kinder können jedoch bereits am Donnerstag entweder vom belgischen Militär oder von Rettungsflugzeugen der Versicherungsgesellschaft nach Hause gebracht werden.

Die Kinder waren nach den Skiferien in der Region Val d'Anniviers am späten Dienstagabend auf der Heimreise, als ihr Bus am Dienstagabend gegen 21.15 Uhr in dem Tunnel der A9 bei Siders aus noch ungeklärten Gründen auf die rechte Seite geriet. Dort touchierte er Randsteine und prallte in der Folge frontal in eine Nothalte-Nische. Der Bus fuhr auf der Autobahn von Siders in Richtung Sitten. 22 Kinder und sechs Erwachsene kamen ums Leben. Im Bus waren 52 Menschen. Angehörige der Opfer legten am Donnerstag Blumen und Briefe am Unglücksort nieder.

"Unglückliche Verkettung von Umständen"

Die Unfallursache ist weiterhin völlig unklar: Nach belgischen Angaben war kein weiteres Fahrzeug an dem Unglück beteiligt. In der Röhre gibt es keinen Gegenverkehr. Der Fahrer kann nach Ansicht des Staatssekretärs im belgischen Verkehrsministerium nicht übermüdet gewesen sein. Auch auf technische Ursachen gab es zunächst keinen Hinweis. Die Leiche des Busfahrers muss noch genauer untersucht werden. Eine Erkrankung wie etwa ein Herzinfarkt gilt als mögliche Ursache.

Möglicherweise habe eine "unglückliche Verkettung von Umständen" zu dem Unfall geführt, sagte Richard Eberhardt, Präsident des Internationalen Bustouristik-Verbands RDA der "Pforzheimer-Zeitung". Unmittelbar hinter einer leichten Rechtskurve habe sich eine Haltebucht befunden, an deren Ende der Bus gegen die im rechten Winkel zur Fahrbahn stehende Wand geschmettert worden sei. "Man muss sich nach dem Unglück die Frage stellen, ob die Wände von Haltebuchten in einem flacheren Winkel abgeschrägt auslaufen müssen."

Transport der Toten am Freitag

Belgien beginnt mit der Überführung der Toten erst am Freitag. Dies teilte das Büro des belgischen Regierungschefs Elio Di Rupo am Donnerstag in Brüssel mit. Das Transportflugzeug der belgischen Armee, das die Särge vom kleinen Alpenflughafen Sion nach Brüssel bringen solle, dürfe nur bei Tageslicht wieder starten. Damit wurden ersten Angaben Di Rupos korrigiert. Er hatte gesagt, die ersten Leichname sollten bereits am Donnerstagabend übergeführt werden.

Angehörige der Opfer könnten sowohl am Donnerstag als auch am Freitag mit einem Passagierflugzeug der Armee von Genf aus heimkehren, hieß es.

Das Land wird am Freitag offiziell um die 22 Schulkinder und sechs Erwachsenen trauern, die bei dem Unglück am Dienstagabend das Leben verloren. Um 11 Uhr wird es eine Schweigeminute geben.

(APA/dpa)

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