Drehort Österreich: Folgt auf Cruise Clooney?

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Um internationale Filmproduktionen nach Österreich zu holen, scheut die Location Austria keine Kosten und Mühen. Das aktuelle Projekt der Begierde: George Clooneys neuer Streifen „The Monuments Men“.

Wien. Es gibt da diese Szene in dem Film „Knight and Day“ mit Tom Cruise. Cameron Diaz, die weibliche Hauptdarstellerin, wacht nach einer Odyssee quer über den Globus in einem Hotel in Salzburg auf, schlendert auf den Balkon, blickt über die nächtliche Silhouette der Stadt und haucht ganz und gar verzückt „Wow!“. Eine Szene, die Millionen Kinobesucher auf der ganzen Welt gesehen haben.

300.000 Euro machte das Land vor drei Jahren locker, um den Actionblockbuster in Salzburg anzusiedeln und Mitbewerberorte in der Schweiz und Frankreich auszubooten. Für die Mozartstadt ein Segen. Allein über die Umwegrentabilität – während der zehntätigen Dreharbeiten musste die einige hundert Mann große Crew versorgt werden – flossen etwa zwei Millionen Euro in die Kassen der Hotellerie, Gastronomie und der lokalen Filmindustrie. Dass heimische Filmschaffende in die Produktion involviert werden, war nämlich eine Bedingung des Geldgebers. Hinzu kommt der langfristige Tourismuseffekt, der erfahrungsgemäß um ein Vielfaches höher einzuschätzen ist. Zur Verdeutlichung: Seit mehr als vier Jahrzehnten besuchen jährlich 300.000 Gäste aus aller Welt die Stadt Salzburg – tausende nehmen an der „Sound of Music“-Tour teil und besichtigen die Drehorte der gleichnamigen Musicalverfilmung aus dem Jahr 1965.

„Laut einer Studie lässt sich jeder zehnte Besucher eines Landes unmittelbar von einem Film beeinflussen, der dort spielt“, sagt Arie Bohrer von der österreichischen Film Commission Location Austria, die eine Tochter der Austrian Business Agency ist, einer Betriebsansiedlungsgesellschaft des Wirtschaftsministeriums. Seinem Team ist es zu verdanken, dass Cruise und Diaz Hollywood-Glamour nach Salzburg gebracht haben. Und dass Daniel Craig als James Bond „Ein Quantum Trost“ in Vorarlberg suchte und der Seebühne der Bregenzer Festspiele zu einem Auftritt auf der Kinoleinwand verhalf. Allerdings floss für die Geheimdienste Ihrer Majestät kein Cent. Denn weil die Produzenten das „Auge“ des Tosca-Bühnenbildes unbedingt in ihrem Film haben wollten, verzichteten sie auf ein „Incentive“ – so nennt sich der finanzielle Anreiz, mit dem eine Region eine internationale Produktion ins Land locken will. 3,2 Millionen Euro ließ die Crew im Ländle liegen.

Neues Fördermodell

„2010 wurde auf Initiative von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner der Fonds Filmstandort Austria gegründet, der österreichisch-ausländische Koproduktionen fördern soll“, erklärt Bohrer. „Bei diesem Fördermodell können bis zu 25 Prozent der in Österreich getätigten Ausgaben im Rahmen einer Koproduktion refundiert werden.“ Bei einem Projekt ohne österreichischen Koproduzenten, bei ausfinanzierten Hollywoodproduktionen etwa, könne davon ausgegangen werden, dass mindestens 200 Prozent der von österreichischer Seite zur Verfügung gestellten Mittel als „Return of Invest“ wieder eingenommen werden. Eine Begrenzung der Förderung gibt es hier nicht. Ob Österreich Schauplatz einer internationalen Produktion wird, hängt von finanziellen Anreizen und dem Charme Österreichs als Drehort ab. „Wir haben jedenfalls einiges zu bieten. Die Berge und Seen, die Stadtszenerie, Mittelalter- und Barockkulissen, Moderne und nicht zuletzt die unschlagbare Infrastruktur und Hotellerie“, sagt der Film Commissioner.

Eine Küste, die es nicht gibt

Auf einen Blick

Ob diese Vorzüge auch George Clooney und sein neues Projekt „The Monuments Men“ nach Österreich locken werden? Clooney hat während der diesjährigen Oscar-Verleihung angedeutet, auch mögliche Drehorte in Österreich besichtigen zu wollen. „Das wird sich in den nächsten ein, zwei Wochen entscheiden“, so Bohrer. „Sie können davon ausgehen, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen werden, um die Produktion nach Österreich zu holen – infrage kommen neben der Steiermark auch Oberösterreich und Tirol.“

Ausschlaggebend werde diesmal unter anderem wieder ein entsprechendes finanzielles Anreizmodell für die Produktion sein. Der Streifen widmet sich einer von der US-Regierung beauftragten Gruppe von Kunstexperten, die sich im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges auf die Suche nach von Nationalsozialisten gestohlenen Kunstwerken begeben haben.

Übrigens: Ob im Film Österreich als Handlungsort erwähnt wird wie in „Knight and Day“ und „Ein Quantum Trost“ oder als Schauplatz für eine unwirkliche Horrorkulisse im 14. Jahrhundert herhalten muss wie in dem Historienwerk „Der letzte Tempelritter“ mit Nicolas Cage, spielt laut Bohrer nur eine untergeordnete Rolle. „Wichtig ist der Effekt auf den lokalen Tourismus sowie der Know-how-Transfer zur österreichischen Filmindustrie.“ „Der letzte Tempelritter“ wurde unter anderem auf dem Loser gedreht, dem Hausberg des steirischen Ausseerlandes. Im Film verlegte der Regisseur aber die Steiermark kurzerhand ans Meer und Cage ritt eine Küste entlang, die es hier weit und breit nicht gibt.

Clooney-Effekt. Seit George Clooney bei der Oscar-Verleihung erwähnte, dass er für seinen nächsten Film „The Monuments Men“ auch mögliche Drehorte in Österreich besichtigen wolle, setzt die Location Austria alle Hebel in Bewegung, um den Hollywoodstar ins Land zu holen. Noch im März werde die Entscheidung fallen.

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