Was Schlossherren suchen: Große Ländereien, gute Substanz,

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Herrschaftlich. An die 2000 Burgen und Schlösser gibt es in Österreich. Und so manche warten auf neue Besitzer.

Ein Burgfräulein ist nicht inbegriffen, wenn man sich eine entsprechende Immobilie anschafft“, schmunzelt Max Huber, Geschäftsführer der gleichnamigen Realitätenbüros. Aber sonst ist vieles möglich – eine Jagd kann dabei sein, ein Wassergraben, auch Wälder und Wiesen. Wohlgemerkt: möglich. Denn nur weil man Burg- oder Schlossherr ist, bedeutet das nicht automatisch, dass man Inhaber großer Ländereien ist: „Bei manchen Liegenschaften wurden die Latifundien bereits in früheren Zeiten verkauft. Aber bei einer Burg ist meist der Berg, bei einem Schloss ein Park oder ein eingefriedeter Garten inkludiert“, sagt Karin Marchl, Geschäftsführerin von Herzog Immobilien.

Mit viel Land ...

„Die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Burg oder ein Schloss gut verkaufen kann, steigt mit der Größe der umliegenden Flächen“, bemerkt Fridolin Angerer, Spezialist für den Bereich Forst, Land und Schlösser bei Spiegelfeld Immobilien. Bei einem Schloss in Wolfsberg etwa besteht die Option auf eine Eigenjagd mit 75 Hektar Wirtschaftswald und 40 Hektar Landwirtschaft. „Es ist den Menschen, die solche Immobilien kaufen, sehr wichtig, dass sie über das eigene Land fahren können, ihr Schloss schon von Weitem sehen. Insofern muss natürlich viel Land im Umfeld der Liegenschaft vorhanden sein.“

Auch für Matthias Helzl, Spezialist für Denkmalimmobilien bei VHI, ist vor allem in letzter Zeit das Land ein guter Grund, um sich ein solches Objekt zu kaufen – „als Anlagemöglichkeit“. Ab 700.000, 800.000 Euro sind Schlösser und Burgen zu haben, kommt viel Grund dazu, kann der Preis ordentlich steigen. Ein mittelalterliches Schloss in Grieskirchen etwa, das auf einem rund 50.000 Quadratmeter großen Grundstück mit Teichen, Torhaus, Parkplatz und Baumbestand liegt, kostet an die 3,2 Millionen Euro. Wie viel eine Immobilie wie jene im kärntnerischen Wolfsberg kostet, die von Feldern und Obstgärten auf einer Fläche von 8,6 Hektar umgeben ist, wissen nur Anbieter und Makler: Preis auf Anfrage.

... aber nah an der Stadt

Für Alexander Kurz, Chef von Kurz Immobilien, ist aber nicht nur das Land, sondern auch die Nähe zu einer Stadt ein weiterer wichtiger Punkt, der darüber entscheidet, wie gut und schnell ein Schloss einen neuen Besitzer findet. „Ein Objekt an der Grenze zum Nirgendwo, in der Einschicht, das ist einfach nicht gefragt“, sagt Kurz, der derzeit 37 Schlösser im Angebot hat. Ein wesentliches Kriterium sei die Größe der Wohnfläche, erklärt er. Ein paar hundert Quadratmeter seien für die meisten o. k., auf über 2000 Quadratmetern verlieren sich selbst größere Familien aus den Augen.

Wer sich einen herrschaftlichen Wohnsitz zulegt, schätzt vor allem „das besondere Wohnen, die Geschichte, die so eine Immobilie ausstrahlt“, berichtet Helzl. Auch Adelige, die – aus welchem Grund auch immer – kein Schloss mehr haben, sehen sich immer wieder nach Objekten um. Laut Kurz sind rund 60 bis 70 Prozent der Suchenden Österreicher, der Rest EU-Bürger.

Rund 2000 Burgen und Schlösser gibt es in Österreich, einige werden von der Kirche veräußert, einige von teils anonym bleiben wollenden Besitzern. Auf Verkäuferseite finden sich ebenfalls Adelige, etwa weil ihnen ihre Anwesen zu groß oder zu teuer sind. Eine andere Gruppe, die sich von ihrem Besitz trennen will, sind jene, „die vor 30, 35 Jahren ein Schloss gekauft, mit viel Aufwand hergerichtet haben. Und nun wollen die Kinder vielleicht die Immobilie nicht übernehmen“, erzählt Benedikt Seiler von Kurz Immobilien.

Apropos Sanierung: „In den 1960er-Jahren sind viele revitalisiert worden, und auch heute ist ein Großteil der Objekte in gutem Zustand“, sagt Max Huber. Prinzipiell stellt die Bausubstanz natürlich ein wichtiges Kriterium dar – ein desolates Schloss, eine bröckelnde Burg, da fallen Investitionen ohne Ende an. Zu perfekt oder komplett revitalisiert sollen die Bauten aber dennoch nicht sein, meint Kurz. „Die meisten Interessenten möchten auch ihre eigenen Wohnwünsche noch verwirklichen können.“

Ein Schloss zur Mehrfachnutzung

Es sehen sich aber nicht nur Private um. Es gibt auch einige Firmen und Unternehmer, die sich eine Burg oder ein Schloss zumindest für eine Doppelnutzung leisten.

„Ich kenne eine Software-Firma, die in einem solchen Objekt Büroräumlichkeiten errichtet hat“, erzählt Huber. Aber auch ein Hotel, Ausbildungsstätten oder Ausstellungsräumlichkeiten werden von manchen Neo-Schlossherren integriert. Ab und zu richtet einer sein neues Domizil auch mit viel Liebe her und vermietet dann einzelne Einheiten als Wohnungen. Gerade wenn man plant, Mieter oder Touristen in sein neues Schmuckkästchen zu locken, sollte man auf eine gute Anbindung an infrastrukturelle Einrichtungen nicht vergessen.

Personal miteinplanen

Ebenfalls nicht außer Acht zu lassen sind die laufenden Kosten. Die Erhaltung eines Schlosses, einer Burg, die immer wieder anfallenden Sanierungsarbeiten, die Heizkosten für die weitläufigen, hohen Räume – all das fällt in diesem Segment natürlich weit höher aus als bei einem herkömmlichen Wohnobjekt. Und in den meisten Fällen braucht man auch jemanden, der sich um den vielen Platz kümmert, drinnen wie draußen: Hausbesorger, Gärtner, Personen, die sich mit Land- und Forstwirtschaft auskennen. „Die Bewirtschaftung einer Burg oder eines Schlosses ist allein fast unmöglich“, weiß Karin Marchl. Matthias Helzl relativiert: „Manches kleine Schloss ist nicht kostenintensiver als ein Einfamilienhaus.“

Wert nicht überschätzen

Was die beiden recht unterschiedlichen Immobilien sonst noch gemeinsam haben: Die Besitzer überschätzen ihren wahren Wert. Egal, ob Dreizimmerwohnung oder schmuckes Schloss – soll die Immobilie verkauft werden, setzen viele um bis zu einem Drittel höhere Preise an, als der Markt bereit ist zu bezahlen. Und dann kann es dauern, bis sich ein neuer Schlossherr findet.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.www.spiegelfeld.eu, www.herzog.at,

www.dmh.co.at, www.immobilien-kurz.at, www.schloss-burg-verkauf.de

Was ist was?

Sie soll vor allem wehrhaft sein, die Burg. Dafür sorgen Gräben und Mauern, das Wohnen war eher nebensächlich. Was laut www.burgen-austria.com noch zu einer Burg gehört: Türme, Zwinger (Weg zwischen den Wehrmauern), Kapelle, Brunnen oder Zisterne.

Beim Schloss geht es vor allem um den schönen Schein. Sie sind weniger gut befestigt, dienen vor allem dem Wohnen. So einige Burgen erhielten im Laufe der Zeit mittels Umbauten und Erweiterungen ein Upgrade zum Schloss. Besondere Merkmalen: Schaufassade, Treppenhaus, Festsaal.

Tipp: Europäische Schlösser- & Gärten-Tage, 22. und 23. März in der Orangerie von Schloss Schönbrunn, www.euhef.eu/wien-2012/

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2012)

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3 Fragen an ... Wolfgang Kradischnig

Wolfgang Kradischnig ist Geschäftsführer der Delta Gruppe.

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