Per U-Bahn in den Whirlpool

2017 fährt die U1 die Therme Wien an. Das neue Krankenhaus Nord lässt man warten.

Die U-Bahn in die unbewohnte Prärie zu schicken hat wenig Sinn. Das weiß man spätestens, seit die U1 die Station Aderklaaer Straße im Norden Wiens anfährt, die maximal ein paar Naturfreunde anlockt, die Fuchs und Hase beim Gute-Nacht-Sagen beobachten wollen. Insofern ist die Entscheidung der Stadt Wien, im Süden nicht noch ein Stück unbebauten Landes mit U-Bahn-Anschluss zu versorgen, nachvollziehbar. Noch dazu, da man sich sogar die Variante offenhält, doch einmal bis nach Rothneusiedl zu fahren, sollten dort irgendwann größere Menschenansiedlungen oder sonstige Projekte entstehen.

Es wäre aber nicht die Stadt Wien, würde sie die Situation nicht nutzen, um eben einen anderen Stadtteil zu beglücken. Oberlaa wird ab 2017 per U1 an das Zentrum herangeführt. Nützen wird das vor allem der Ende 2010 neu eröffneten Therme Wien, deren Gäste sich dann nicht mehr mit dem 67er mühevoll ins Warmbad kutschieren lassen müssen – die Therme gehört übrigens über die Wien Holding der Stadt Wien. Die Frage, ob auch ein privat betriebenes Bad so schnell eine U-Bahn vor die Tür gesetzt bekommen hätte, ist dennoch sekundär. Schwerer wiegt, dass Einrichtungen, die viel eher einen Anschluss nötig hätten, weiter warten müssen. 2015 eröffnet etwa das Krankenhaus Wien Nord in Floridsdorf. Doch eine U6-Verlängerung zum Spital ist weit und breit nicht in Sicht. Hauptsache, man kommt mit der U-Bahn schneller in den städtischen Whirlpool.

erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2012)

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