Eklat um Urteils-Findung in Hoffmann-Doping-Causa?

Schaar und Schwab
Schaar und Schwab(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Mario Kneisl)
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Der Langläufer soll eine Sitzung der Nada-Rechtskommission aufgenommen haben. Das Ergebnis ist angeblich ein "Sittenbild aus sexuellen Fantasien, Druck von außen und Ratlosigkeit."

Im Dopingfall von Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann ist es laut einem Bericht der "Kronen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) zu einer "seltsamen Urteils-Findung" gekommen. Hoffmann, der für sechs Jahre gesperrt worden ist, soll nämlich mit seinem "vergessenen" Handy die betreffende Sitzung der Rechtskommission der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada am 5. Dezember des Vorjahres aufgenommen haben. Dieses angebliche "akustische Protokoll" soll er einem "Krone"-Redakteur sowie zahlreichen Politikern geschickt haben. In einer Pressekonferenz am Donnerstag stellte die Nada die Authentizität der Aufnahmen in Frage.

Die "Krone" berichtete jedenfalls von einem "Sittenbild aus sexuellen Fantasien, Druck von außen und Ratlosigkeit". Die "sexuellen Vorlieben mancher Sitzungsteilnehmer" werden zwar thematisiert, weil sie mit dem Dopingverfahren gegen Hoffmann nichts zu tun haben, aber nicht näher ausgeführt. Der "Kurier" wusste zu vermelden, dass es um anzügliche Bemerkungen über US-Ski-Star Lindsey Vonn gekommen sein soll. Bezüglich "Ratlosigkeit" werden Gernot Schaar, der Vorsitzende der Nada-Rechtskommission, sowie die Mitglieder Alois Schittengruber, Burkhard Thierrichter und Karl Dobianer wegen ihrer "eher seltsamen Beweisfindung" kritisiert und mit diversen ausgewählten Zitaten untermauert.

Rechnen mit Konsequenz

Der "Druck von außen" soll von Nada-Geschäftsführer Andreas Schwab gekommen sein. "Ich rechne mit eurer Konsequenz", soll Schwab gemeint haben. Schwab erklärte am Mittwochabend dazu: "Ich bin in den Sitzungssaal hineingekommen, wie die Beratung unterbrochen war, weil ich den DDr. Thierrichter gebraucht habe. Dabei habe ich gesagt, dass ich hoffe, dass das Verfahren gegen Hoffmann endlich zu einem Abschluss und die Rechtskommission zu einer Entscheidung kommt, weil sich Hoffmann und sein Anwalt mehrmals bei mir und auch in diversen Medien beschwert haben, dass das alles zu lange dauert. Ich habe also nur gemeint, dass die Rechtskommission den Fall zu einem Ende bringen soll."

Schwab kennt das Tonprotokoll und hat "Schaar aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben. Außerdem werden wir dieses Thema bei unserer Beiratssitzung in der nächsten Woche am Dienstag besprechen", sagte Schwab und erinnerte an die Verdienste der Rechtskommission in den vergangenen dreieinhalb Jahren. "Sie hat einen absolut guten Ruf, nicht nur national, auch international." Vor allem international sei es nach dem Doping-Skandal bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin sehr wichtig gewesen, sich wieder "Ansehen zu erkämpfen".

Daneben gibt es ein weiteres Rätsel: Warum sagt Dr. Norbert Bachl, der angeblich anwesend ist, stundenlang kein einziges Wort? War er vielleicht gar nicht dabei? Hoffmann-Anwalt Dr. Hans-Moritz Pott formuliert jedenfalls in seinem Einspruch gegen die sechsjährige Sperre: 'Es ist nicht richtig, dass die Rechtskommission mit fünf Personen diese Entscheidung getroffen hat.'"

Schwab kündigte an, dass die Nada gegen Hoffmann "Anzeige erstatten" werde, weil die unerlaubte Tonaufnahme der Sitzung ein "strafrechtliches Delikt" darstelle. Sportminister Norbert Darabos (S), der die Schiedskommission bestellt, die den Einspruch von Hoffmann behandeln muss, kennt bisher weder das Tonprotokoll noch die Stellungnahme des Anwalts von Hoffmann. "Wenn es aber so ist, wie die Krone berichtet, dann erwarte ich mir Konsequenzen", betonte Darabos.

(Ag.)

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