Gackerl, Geilomobil & Co
Gackerl & Geilomobil: Die peinlichsten Jugendkampagnen
Wenn Parteien Jagd auf Jungwähler machen, ernten sie oft nur Häme - und manchmal auch einen kleinen Skandal.

Um Jungwähler zu ködern, greifen Politiker tief in die Berufsjugendlichen-Trickkiste. Clubbings, Comics und coole Sprüche sollen Stimmen liefern - oft bringen sie aber nur Spott und Häme. Eine Auswahl der peinlichsten Kampagnen:
(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)

Jugendliche lieben Castingshows, dachten sich die Strategen der ÖVP und suchte Ende 2009 den "Superpraktikanten". Die damals 26-jährige Reez Wollner gewann eine Woche an der Seite von Josef Pröll - unbezahlt, was für heftige Kritik sorgte.
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Heinz Fischer war seinen Beratern im Präsidentschaftswahlkampf 2004 nicht jugendtauglich genug und wurde zur Image-Korrektur als "DJ HeiFi" ausgeschickt. 2010 startete er auf Facebook die Aktion "Fischer yourself!", mit der eigene Bilder mit Fischer-typischen buschigen Augenbrauen und Betonfrisur "verschönert" werden konnten. Wie viele Jugendliche das "cool" fanden, ist nicht überliefert.
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Die Junge ÖVP hat für ihre Kampagnen schon viel Spott geerntet. Vor der Wien-Wahl 2010 ließ sie "Geil-o-Mobile" durch die Stadt fahren. "Schwarz macht geil", lautete das Motto. Dem Wahlergebnis nach zu schließen fanden das aber nicht allzu viele Wiener geil.
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Ebenso umstritten, im Ergebnis aber erfolgreich, war die JVP-Kampagne für die Nacht-U-Bahn. "24 h Verkehr in Wien" lautete der Slogan. Auf einem Plakat schmachtete eine junge Frau ihren Begleiter an, dazu der Spruch: "Wenn wir unseren Verkehr so planen, kommen wir nie in Fahrt". "Sexistisch", lautete das Urteil von Kritikern.
JVP

Der Wiener SPÖ-Jugendkoordinator Bernhard Häupl zog sich den Zorn der Hautärzte zu, als er gleich nach seiner Nominierung ankündigte, man werde unter anderem mit Ermäßigungen für Solarien um Jugendliche buhlen.
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Wie man als Parteijugend für Wirbel sorgt, hat 2007 auch die Grünalternative Jugend vorgemacht. Sie plakatierte "Nimm dein Flaggerl für dein Gaggerl" und "Wer Österreich liebt, muss scheiße sein". Boulevardpresse und FPÖ schäumten, die Wiener Grünen entfernten das Plakat aus der Parteizentrale und bedauerten die "unglückliche" Aktion der Jungen.
Screenshot Heute

Mit einer Web 2.0-Offensive versuchte SP-Bundeskanzler Werner Faymann, die Facebook-Generation zu locken. Doch der Start im Oktober 2011 war mehr als holprig. Der Kanzler wurde mit gefälschten Profilen bejubelt. Und auf Twitter war der Satire-Account "Werner Failmann" erfolgreicher. Mit Stand Anfang April stammte der letzte Tweet von "teamkanzler"vom 22. November.
Screenshot Facebook

FP-Chef Heinz-Christian Strache ist Spezialist der "Jungwähler-Jagd". Im Nationalratswahlkampf 2006 feierte er sein Debüt als Rapper. Vor der Wien-Wahl 2010 dichtete er: „Islamisten auf dem Vormarsch! Minarett samt Muezzin. Das wollen Rote installieren aber sonst kein Mensch in Wien.“ Die erste Version des Songs musste die FPÖ übrigens nach kurzer Zeit wieder vom Netz nehmen: Die blauen "Komponisten" hatten ohne Genehmigung Klänge der Carmina Burana von Carl Orff verwendet.
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Wenn er nicht gerade rappt, rettet Strache auch schonmal die Comic-Welt. Vor der EU-Wahl kämpfte "HC StraChe"gegen EU-Bonzen. Vor der Wien-Wahl forderte er einen Buben auf, dem "Mustafa" eine mit der Steinschleuder "aufzubrennen". "Verhetzung" nannten das Kritiker, "Wiener Sagen" die FPÖ.
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)

Die rote Jugend wollte der blauen das Comic-Feld freilich nicht kampflos überlassen und ließ einen Band zeichnen, in dem der Wiener Bürgermeister mithilft, Nazi-Zombis und einen Strache-artigen Androiden zu besiegen.
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Dauerbrenner unter den Wahlkampfgeschenken für die Jugend sind Kondome. Die damalige Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky verteilte sie 2007 an einer Wiener Schule. Die Eltern fanden das freilich nicht witzig: Ihre Kinder seien für politische Werbung missbraucht worden. Kdolsky dagegen beteuerte, ihr Ziel sei lediglich die Aufklärung gewesen.
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