Die EU verhängt Sanktionen über die Frau des syrischen Diktators. Ihre Konten und Kreditkarten bei europäischen Banken werden beschlagnahmt. Doch zumindest nach Großbritannien könnte sie reisen.
Brüssel/Go. Ab sofort muss Asma al-Assad, die Ehefrau des syrischen Diktators Bashar al-Assad, auf ihre Einkaufstouren in europäischen Luxusboutiquen verzichten: Die Außenminister der EU beschlossen nämlich am Freitag, sie und die engsten weiblichen Familienmitglieder Assads auf die Sanktionenliste zu setzen. Asma al-Assad, die noch vor einem Jahr in einem Porträt der Modezeitschrift „Vogue“ als „Wüstenrose“ und fortschrittliche Frau eines reformorientierten Präsidenten hochgejubelt wurde, darf künftig mit ihrem Pass nicht mehr in die EU einreisen, ihre Konten und Kreditkarten bei europäischen Banken werden beschlagnahmt.
„Wüstenrose“ mit Briten-Pass
Mit ihrem britischen Pass allerdings könnte die 36-Jährige, die in London geboren ist und früher für die Deutsche Bank sowie für JP Morgan gearbeitet hat, sehr wohl noch nach Großbritannien reisen. Diese Aussicht auf Shoppingtrips ins Kaufhaus Harrod's, wo sie unter anderem eine teure venezianische Vase erstanden hat, ist allerdings eher theoretisch. „Wir erwarten derzeit nicht, dass Frau Assad versucht, ins Vereinigte Königreich zu reisen“, sagte der britische Außenminister William Hague nach dem Brüsseler Ratstreffen.
Die englische Zeitung „The Guardian“ hat unlängst zahlreiche E-Mails des Ehepaars Assad veröffentlicht. Sie zeigen, wie der Diktator und seine Gattin einem luxuriösen Lebensstil frönen, während die Regierungstruppen zum Teil unter dem Befehl iranischer Revolutionsgardisten die Bürger syrischer Städte wie Homs bombardieren, foltern, hinrichten und ihnen den Zugang zu Essen, Trinkwasser und ärztlicher Hilfe verweigern. Die Europäer hoffen, Assad mit dieser Beschneidung der persönlichen Annehmlichkeiten des Lebens als Autokrat zum Abdanken zu bewegen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2012)