38 Parteien haben sich zu einer Front gegen das Militär zusammengeschlossen. Frankreich verteidigt seine Rolle im Konflikt. Der Verbleib des Präsidenten ist weiter unklar.
Nach dem Militärputsch in der westafrikanischen Republik Mali haben sich 38 politische Parteien und Organisationen zu einer "Einheitsfront für den Schutz der Demokratie und der Republik" (FUDR) zusammengeschlossen. Sie rufen die Bevölkerung zum Widerstand gegen die von Hauptmann Amadou Haya Sanogo angeführte Junta auf. Sanogo und das Militär haben vergangene Woche den kurz vor dem Ende seiner Amtszeit stehenden Präsidenten Amadou Toumani Touré gestürzt.
Die FUDR, der auch die beiden stärksten Parteien des Landes angehören, verurteilte am Sonntag den Putsch und bezeichnete die Junta, die sich "Komitee für die Wiederherstellung der Demokratie und die Wiederaufrichtung des Staates" (CNRDRE) nennt, als illegal. Lediglich die Oppositionspartei SADI ("Solidarité africaine pour la démocratie et l'indépendance") unterstützte die Putschisten, die ihr Vorgehen mit dem angeblichen Versagen der Regierung bei der Bekämpfung des Tuareg-Aufstands im Norden des Landes zu rechtfertigen versuchen.
Frankreich weist Vorwürfe zurück
Eine Zusammenkunft des französischen Botschafters in Bamako mit Sanogo zu heftigen Debatten in Frankreich geführt. Entwicklungsminister Henri de Raincourt bestritt am Sonntagabend kategorisch, dass die ehemalige Kolonialmacht bei der Destabilisierung der verfassungsmäßigen Ordnung in Mali die Hände im Spiel gehabt hätte.
Dieser Aufstand steht direkt mit der Entmachtung des libyschen Regimes von Muammar al-Gaddafi in Zusammenhang, an der Frankreich maßgeblichen Anteil hatte. Raincourt stellte klar, dass Frankreich nach wie vor den Präsidenten Touré als rechtmäßiges Staatsoberhaupt Malis anerkenne. Der französische Minister räumte aber ein, dass Mauretanien und Niger wesentlich energischer bei der Bekämpfung des Terrornetzwerks "Al-Qaida im Islamischen Maghreb" (AQMI) vorgingen als Mali unter Touré. AQMI ist in den Besitz umfangreicher libyscher Waffen und Rüstungsgüter gelangt. Die Unsicherheit in der Sahelzone nehme dramatisch zu, so Raincourt.
Tuareg-Rebellen in Nord-Mali - darunter die Befreiungsorganisation "Nationale Bewegung für die Befreiung von Azawad" (MNLA) -, die teilweise im Sold von Libyens Ex-Machthaber Oberst Gaddafi gestanden waren und jetzt nach Mali zurückgekehrt sind, hatten im Jänner eine Offensive gegen die Regierungsarmee gestartet und eine Massenflucht ausgelöst. Die Tuareg sind ein Nomadenvolk mit kriegerischer Tradition, das in der Sahara und Sahelzone von Mali, Niger und Algerien lebt. Die wegen ihrer traditionell mit Indigo gefärbten Gewänder als "blauen Männer der Wüste" bezeichneten Tuareg fühlen sich in Mali wie auch in Niger benachteiligt.
Keine Angaben zu Tourés Aufenthaltsort
Über Tourés Aufenthaltsort liegen keine Informationen vor. Nach Angaben der Miltärjunta sei er "in Sicherheit" und es gehe ihm "gut". Seine Amtszeit geht offiziell bis 8. Juni. Bei der Präsidentenwahl, die am 29. April stattfinden soll, kandidiert er nicht. Die französische Regierung habe der Junta die Forderung zur Kenntnis gebracht, die Wahl ordnungsgemäß abzuhalten. Hauptmann Sanogo, der in den USA ausgebildet wurde, habe darauf bisher nicht geantwortet.
(APA)