Wir brauchen eigene Imame

Solange Österreich keine Imam-Ausbildung ermöglicht, bleibt nur der Imam-Import.

Es hat etwas für sich, dass gläubige Menschen in der Sprache beten, in der sie sich am besten ausdrücken können. Bei Zuwanderern der ersten Generation ist das eben Türkisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch oder auch Arabisch – und nicht brüchiges Deutsch. Ihnen aufzuzwingen, nur deutschen Predigten zu lauschen, wäre so, als würde in katholischen Kirchen plötzlich wieder in Latein gepredigt.

Langfristig ist es natürlich wünschenswert, wenn Deutsch auch in Moscheen zur Selbstverständlichkeit wird. Doch wie das Wort „langfristig“ schon sagt, wird das wohl eine Zeit lang dauern. Und der Weg dorthin wird vor allem über junge heimische Muslime führen, die auch ihre religiösen Gedanken ganz locker auf Deutsch ausdrücken können – und hier auch eine Ausbildung zum Imam machen können. Solange Österreich das nicht ermöglicht, bleibt man weiter auf anderssprachige Import-Imame angewiesen.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2012)

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