Kuba: Papst fordert volle Religionsfreiheit

Benedikt XVI. bei der Messe in Havanna.
Benedikt XVI. bei der Messe in Havanna.(c) AP (Gregorio Borgia)
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Papst Benedikt XVI. beendet seine Lateinamerika-Reise mit einer Messe in Havanna. Fidel Castro wollte noch mit dem Papst zusammenkommen.

Papst Benedikt XVI. beendet am Mittwoch seine mehrtägige Lateinamerika-Reise. Schlusspunkt des päpstlichen Besuches im Inselstaat Kuba war eine Messe auf dem Platz der Revolution in Havanna vor Hunderttausenden Gläubigen. Dabei forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche volle Religionsfreiheit und die Anerkennung der Kirche in Kuba. Erste Schritte seien von Kubas Führung schon getan worden, sagte Benedikt in seiner Predigt. "Ich möchte die verantwortlichen Stellen der Nation ermutigen, das bereits Erreichte festzumachen und auf diesem Weg des echten Dienstes am Gemeinwohl der ganzen kubanischen Gesellschaft weiter voranzugehen."

Auch Staatschef Raúl Castro nahm an der Messe teil. Bei einem persönlichen Treffen mit Castro hatte Benedikt XVI. am Dienstag größere Freiheiten für die katholische Kirche in Kuba gefordert, wie Kathpress berichtete.

Revolutionsführer Fidel Castro wollte noch mit dem Papst zusammenkommen. Er werde Benedikt XVI. "gerne" treffen, so wie er 1998 dessen Vorgänger Johannes Paul II. getroffen habe, schrieb Fidel Castro, der 2008 als Staatspräsident zurückgetreten war, in einem Artikel, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Er habe um "einige Minuten seiner kostbaren Zeit" gebeten, erklärte Castro.

Humanitäre Lage angesprochen

Benedikt XVI. war am Dienstag mit Fidels jüngerem Bruder, Staatschef Raúl Castro, mit militärischen Ehren in Havanna empfangen worden. Anschließend führten die beiden ein 40-minütiges Gespräch. Bei dem Meinungsaustausch im Palast der Revolution sei auch über die humanitäre Lage in Kuba gesprochen worden, nicht aber über konkrete Fälle politischer Gefangener, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Der Papst habe angeregt, den Karfreitag in Kuba zum Feiertag zu machen. Lombardi hob laut Kathpress hervor, das Kirchenoberhaupt besuche Kuba in erster Linie mit einem seelsorgerischen Anliegen.

Vor seiner Abreise nach Havanna hatte der Papst am Dienstag eine Wallfahrtskirche vor den Toren Santiagos besucht, in der eine vor 400 Jahren entdeckte Holzfigur der Schutzpatronin Kubas verehrt wird. Vor der Statue der Barmherzigen Jungfrau von Cobre betete Benedikt XVI. in einer möglichen Anspielung auf politische Gefangene für "die Bedürfnisse derjenigen, die leiden, die der Freiheit beraubt sind und die von ihren Liebsten getrennt sind".

Benedikt XVI. hatte bereits auf dem Flug von Rom nach Mexiko auf die Lage in Kuba Bezug genommen. "Die Ideologien des Marxismus, wie sie konzipiert wurden, entsprechen nicht mehr der Realität", hatte er gesagt. Die Kirche wolle dabei mithelfen, mit der notwendigen Geduld an neuen gesellschaftlichen Modellen für die Zukunft zu arbeiten.

Kubas Außenminister Bruno Rodriguez relativierte die Papst-Kritik mit den Worten, die Regierung respektiere alle Meinungen und sei zu einem "nützlichen" Austausch bereit. Den Oppositionellen aber drohte er: "Diejenigen, die den apostolischen Besuch stören wollen, werden scheitern." Der Papst werde auf ein patriotisches Volk treffen, das stolz auf seine Unabhängigkeit und seine Demokratie sei. Die kubanischen Sicherheitskräfte nahmen nach Oppositionsangaben in den vergangenen Tagen mehr als 150 Regierungsgegner fest.

(Ag.)

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