Mali: Drohung mit Intervention

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Der internationale Druck auf die Putschisten steigt, die Nachbarländer schlagen eine härtere Gangart ein. Friedenstruppen sollen in Bereitschaft versetzt werden, falls militärisches Eingreifen notwendig werde.

Bamako/Ag. Die Botschaft war ungewohnt deutlich: Nach dem Militärputsch in Mali vergangene Woche hat die aus 15 Staaten bestehende Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) Sanktionen angedroht und auch ein militärisches Eingreifen nicht ausgeschlossen. Friedenstruppen sollen in Bereitschaft versetzt werden, falls ein militärisches Eingreifen notwendig werde, hieß es nach einem Krisentreffen.

Die Ecowas hat die Mitgliedschaft Malis suspendiert und die Forderung erhoben, dass der Präsident der Nationalversammlung, Dioncounda Traoré, interimistisch bis zur regulären Präsidentenwahl die Funktionen des Staatsoberhauptes ausüben soll. Eine Delegation aus sechs westafrikanischen Präsidenten, darunter das regionale Schwergewicht Goodluck Jonathan aus Nigeria, wird in den kommenden Tagen Mali besuchen.

In Malis Hauptstadt Bamako haben am Mittwoch wieder Tausende demonstriert, um ihre Unterstützung für die von Hauptmann Amadou Haya Sanogo angeführte Junta kundzutun, die in der vergangenen Woche den kurz vor dem Ende seiner Amtszeit stehenden Präsidenten Amadou Toumani Touré gestürzt hat. Über dessen Aufenthaltsort ist nach wie vor nichts bekannt. Der 63-Jährige war seit 2002 an der Macht und ist 2007 wiedergewählt worden. Bei der Präsidentenwahl, die am 29. April stattfinden soll, wäre er nicht mehr angetreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2012)

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