Goldgas, der erste private Billiggasanbieter in Österreich, ruft langsam auch Wettbewerber im Diskontsegment auf den Plan. Nun müssen nur noch die 1,2 Millionen heimischen Gaskunden reagieren.
Wien/Auer. Zehn Jahre nach der Liberalisierung kommt langsam Bewegung in den heimischen Gasmarkt. Seit vergangenen Sommer ist mit Goldgas der erste private Billiggasanbieter aus dem Ausland in Österreich tätig – und er ist von Beginn an als Preisbrecher aufgefallen. Nach einer Schrecksekunde ist mittlerweile auch die heimische Konkurrenz aufgewacht und hat die Diskontschiene für sich entdeckt.
So bietet Gasdiskont.at, eine Tochter des angestammten oberösterreichischen Versorgers OÖ Ferngas, im ersten Jahr derzeit sogar günstigere Tarife als die deutsche Konkurrenz. Schlaugas wiederum, geleitet vom früheren Gas-Chef der Linz AG, Jürgen Meinhart, hat vor allem Gewerbekunden im Visier.
Der Grund, warum Goldgas meist deutlich günstiger als die lokalen Landesversorger anbieten kann, ist simpel: Anders als die Konkurrenz verzichtet das Unternehmen komplett auf langfristige Lieferverträge, in denen die Preise an den Ölpreis gekoppelt sind. Stattdessen deckt sich Goldgas ausschließlich an den Börsen mit Gas ein. Dort ist der Preis aufgrund des Überangebots infolge der großen Schiefergasfunde in den USA derzeit deutlich niedriger als in den Langfristverträgen mit Russland. Rund 50 Prozent kauft Goldgas bis zu einem Jahr im Voraus, den Rest mitunter sehr kurzfristig. Physikalische Gasspeicher hat das Unternehmen nicht. Wichtiger seien aber ohnedies die Transport- und Entry-Exit-Kapazitäten, betont Prokurist Winfried Krüger-Sprengel. „Damit drehen wir den Gasfluss um“, sagt er. Dann finde endlich auch das günstigere Flüssiggas aus Zeebrügge seinen Weg nach Österreich. Eine Preisgarantie will das Unternehmen nicht geben.
Im Vorjahr sorgte Goldgas in Deutschland mit plötzlichen Preiserhöhungen für negative Schlagzeilen. Nachdem das Unternehmen in Zahlungsprobleme geriet, erhöhte es den Gaspreis um ein knappes Drittel. Diese Probleme seien ausgeräumt, versichert Krüger-Sprengel. Seit der Finanzinvestor BluO (in Österreich etwa bekannt durch den Zielpunkt-Verkauf) das Unternehmen im Februar übernommen hat, stehe man „finanziell auf solider Basis“. Kunden seien maximal drei Monate an das Unternehmen gebunden. Dank der anhaltenden Preisvorteile an den Spot-Märkten sei das Geschäftsmodell ohnedies „mindestens bis 2020 intakt“.
Wechselfaule Österreicher
Langsam entwickelt sich also ein Preiskampf auf dem heimischen Gasmarkt. Nun müssten die 1,2 Millionen Gaskunden nur noch bereit sein, ihn auch zu nutzen. Während in Deutschland 14 Prozent aller Kunden im Jahr ihren Gasversorger wechseln, sind es in Österreich gerade einmal 0,8 Prozent.
Dabei könnte der heimische Durchschnittshaushalt (jährlicher Gasverbrauch 20.000 kWh) durch den Schritt rund 200 Euro im Jahr einsparen. Wer wechseln möchte, nutzt am besten den Online-Tarifkalkulator des Regulators E-Control (www.e-control.at), um den günstigsten Anbieter zu suchen.
Ist man fündig geworden, muss man nur noch das Vertragsformular anfordern, ausfüllen und unterschrieben dem neuen Anbieter zuschicken. Bis alles erledigt ist (spätestens nach sechs Wochen), liefert der alte, danach der neue Anbieter. Versorgungslücken sind ausgeschlossen, denn sollte der neue Anbieter – etwa wegen einer Pleite – ausfallen, muss der angestammte Lieferant einspringen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2012)