Papst in Kuba: Kritik am Embargo der USA

Papst traf Fidel Castro
Papst traf Fidel Castro(c) REUTERS (JORGE SILVA)
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"Restriktive Maßnahmen lasten schwer auf Bevölkerung", sagt der Papst vor seiner Abreise aus Kuba. Davor traf er den schwer gezeichneten Fidel Castro.

Papst Benedikt XVI. ist am Donnerstag nach seinem
Besuch in Mexiko und Kuba nach Rom zurückgekehrt. Zuvor hatte er in Kuba das US-Embargo gegen den sozialistischen Karibikstaat kritisiert. Gleichzeitig forderte Benedikt bei seinem Abschied auf dem Flughafen von Havanna die kubanische Regierung indirekt auf, alle Kubaner an der Erneuerung ihrer Gesellschaft zu beteiligen. Wegen strömenden Regens wurde die Zeremonie in den Flughafen verlegt. Kurz zuvor war Benedikt am Rande der offiziellen Agenda mit Revolutionsführer Fidel Castro zusammengetroffen.

"Niemand sollte durch die Einschränkung seiner Grundfreiheiten daran gehindert werden, an dieser spannenden Aufgabe (der Erneuerung der Gesellschaft) teilzunehmen, und keiner fühle sich ausgeschlossen durch Nachlässigkeit oder Mangel an Ressourcen - eine Situation, die sich verschärft, wenn von außen auferlegte restriktive wirtschaftliche Maßnahmen schwer auf der Bevölkerung lasten", erklärte er, ohne die USA namentlich zu benennen.

Washington hatte die Sanktionen gegen Kuba zu Beginn der 1960er Jahre verhängt, als dort kommunistische Revolutionäre unter Führung Fidel Castros die Macht übernommen hatten. Benedikt sagte weiter, die Kubaner sollten doch engagiert und ohne materiellen Mangel edle Werte sowie grundlegende Freiheiten anstreben können. Diese könnten die Basis sein für eine erneuerte und versöhnte Gesellschaft mit einer breiten Zukunftsvision. Bereits Papst Johannes Paul II. hatte bei seinem Kuba-Besuch 1998 das US-Embargo gegen Kuba kritisiert.

Papst traf Fidel Castro

Am Mittwochnachmittag, kurz vor seiner Abreise, hat der Papst in Havanna den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro getroffen. Das rund halbstündige Gespräch fand in der Apostolischen Nuntiatur statt, in der der Papst während seines dreitätigen Kuba-Aufenthaltes residierte. Es erfolgte im Anschluss an die Messe unter freiem Himmel, die der Papst am Vormittag auf dem Platz der Revolution mit rund 300.000 Menschen feierte.

Die beiden Männer sollen über Fragen des Glaubens und den Zustand der Welt gesprochen haben. So sei es um Änderungen in der Liturgie der Kirche gegangen, auch habe Castro wissen wollen, was die Aufgaben eines Papstes seien. Wie der Vatikan-Sprecher weiter mitteilte, sagte Fidel Castro, er habe die Papst-Reise in Kuba im Fernsehen verfolgt. Die beiden Männer hätten zudem ihr hohes Alter angesprochen. „Ich bin alt, aber ich kann dennoch meine Aufgabe erfüllen", habe der Papst gesagt.

Schon Treffen mit Papst-Vorgänger

Castro, der im kommenden August 86 Jahre alt wird, war bereits zweimal mit Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zusammengetroffen: 1996 bei einem Besuch im Vatikan und zwei Jahre später bei dessen Reise nach Kuba.

Der Revolutionsführer hatte den Wunsch geäußert, auch mit Benedikt XVI. zusammentreffen und ihn gebeten, ihm einige Minuten seiner "knappen" Zeit zu widmen. Fidel Castro hatte die Begegnung, die nicht Teil des offiziellen Programm war, kurzfristig angekündigt. Nach dem Treffen seines Bruders Raul mit dem Papst teilte der 85-Jährige am Dienstagabend mit, er werde "mit Freude am Mittwoch Seine Exzellenz Papst Benedikt XVI. begrüßen".

Bei dem bisher einzigen Papstbesuch in Kuba 1998 hatte sich Fidel Castro 50 Minuten lang unter vier Augen mit Johannes Paul II. unterhalten. Dank der guten Spanischkenntnisse des Papstes benötigten die beiden laut Kathpress keinen Dolmetscher. Johannes Paul II. traf damals auch mit vier von Castros Geschwistern zusammen, darunter der heutige Präsident Raul. Die beiden damals anwesenden Schwestern, Augustina und die vor vier Wochen gestorbene Angela, sind bzw. waren dem Vernehmen nach praktizierende Katholiken.

(Ag.)

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