Mali: Nachbarstaaten setzen Ultimatum

Amadou Haya Sanogo, der Anführer der Putschisten
Amadou Haya Sanogo, der Anführer der Putschisten(c) AP (Str)
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Binnen 72 Stunden sollen die Putschisten die Macht zurücklegen. Vermittler wurden an der Einreise gehindert. Die Kämpfe mit den Tuareg gehen weiter. Auch in Bamako gab es Auseinandersetzungen.

Die Nachbarstaaten Malis haben damit gedroht, die Grenzen zu schließen, sollten die aufständischen Militärs in dem westafrikanischen Land nicht binnen 72 Stunden die Macht an eine zivile Regierung zurückgeben. Eine Delegation von fünf Staatschefs der Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS war zuvor die Einreise nach Mali verwehrt worden. Die Blockade für alle Güter außer Lebensmittel und Medikamenten soll ab Montag gelten, sagte ECOWAS-Kommissionspräsident Desire Kadre Ouedraogo am Donnerstag. Die ECOWAS-Länder drohten zudem, die Anführer der Putschisten mit Reisebeschränkungen zu belegen. Ihre Konten sollen gesperrt und die malischen Guthaben bei der Westafrikanischen Zentralbank eingefroren werden. Zudem soll dem drittgrößte Goldproduzenten Afrikas, der Zugang zu den Häfen in den ECOWAS-Mitgliedsstaaten verweigert werden. Die westafrikanischen Nachbarstaaten kündigten an, ihre Botschafter aus Mali abzuziehen.

Kämpfe mit Tuareg und Regierungstreuen

Nach dem Militärputsch spitzt sich die Lage in dem westafrikanischen Land weiter zu. In der strategisch wichtigen Stadt Kidal im Norden lieferte sich die Armee nach eigenen Angaben am Donnerstag Kämpfe mit Tuareg-Rebellen, von Süden aus wurde sie von islamistischen Kämpfern angegriffen. Ein Vermittlungsversuch westafrikanischer Länder scheiterte in allerletzter Minute wegen Zusammenstößen in der Hauptstadt Bamako. Die Tuareg-Rebellen der Nationalen Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) hätten die Stadt Kidal rund tausend Kilometer nördlich von Bamako angegriffen, sagte ein malischer Soldat. "Wir werden angegriffen und schlagen zurück." Im Süden hätten wiederum Kämpfer der Ansar Dine (arabisch für "Verteidigung des Glaubens") eine Offensive gestartet. Ein Sprecher der Gruppe bestätigte den Angriff.

Meuternde Soldaten der malischen Armee hatten vergangene Woche die Regierung von Präsident Amadou Toumani Toure gestürzt und die Macht an sich gerissen, nachdem sie eine bessere Ausrüstung für den Kampf gegen die Tuareg-Rebellen im Norden verlangt hatten. Die Armee war zuvor von den schwerbewaffneten und kampferprobten Wüstenkämpfern überwältigt worden, die im vergangenen Jahr von Kämpfen in Libyen zurückgekehrt waren. Die Tuareg brachten bereits mehrere malische Städte unter ihre Kontrolle und trieben mehr als 200.000 Menschen in die Flucht.

Auch in Bamako gab es am Donnerstag Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der Militärjunta. Drei Menschen wurden dabei nach Angaben von Medizinern und aus Sicherheitskreisen schwer verletzt. Dutzende Anhänger der Putschisten besetzten zudem die Landebahn des Flughafens von Bamako, wodurch ein für Donnerstag geplanter Besuch einer ranghohen Delegation der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS zur Vermittlung in dem Konflikt verhindert wurde.

Ecowas will Rückkehr zur Ordnung

Der Präsident der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire) und Leiter der Delegation, Alassane Ouattara, sei schon im malischen Luftraum unterwegs gewesen, als sein Flugzeug umgedreht sei. Auch die Präsidenten von Burkina Faso und Benin entschieden nach Angaben aus ihrem Umfeld, "nicht mehr" nach Mali zu reisen. Die Delegationsmitglieder, darunter auch die Staatschefs von Liberia und dem Niger, trafen sich stattdessen zu einem Dringlichkeitstreffen auf dem Flughafen im ivorischen Abidjan. Zunächst war nicht klar, ob die Staatschefs der Nachbarstaaten - Cote d'Ivoire, Burkina Faso, Benin, Liberia und Niger - am Freitag erneut die Einreise nach Mali versuchen würden.

Die ECOWAS hatte am Dienstag auf einem Sondergipfel die Entsendung der Delegation beschlossen, um schnellstmöglich die Rückkehr zur "verfassungsmäßigen Ordnung" in Mali zu gewährleisten. Die Gruppe der westafrikanischen Länder hatte Mali am Dienstag ausgeschlossen. Zudem hatte sie auch einen Kampfeinsatz nicht ausgeschlossen, die regionalen Truppen stünden bereit, hieß es.

(APA)

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