Mit „Moin, moin“ grüßen die Hamburger ganztägig und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Geprägt von einem der bedeutendsten Häfen Europas sollte man in der Hansestadt ein gutes Fischrestaurant aufsuchen. Friedrich Wachernig, Vorstand der S Immo AG, berichtet über hanseatische Zurückhaltung und nachhaltige Immobilien in der zweitgrößten Stadt Deutschlands.
Nicht vergessen: Drei Dinge, die unbedingt in den Koffer gehören:
Regenschirm oder Regenjacke gehören unbedingt in den Koffer, da in der Hansestadt die Nähe zum Meer viel Regen bringt. Dann noch einen Wecker und einen leeren Magen, um die zahlreichen kulinarischen Verlockungen – Nordsee-Krabbensalat, frische Scholle und Blockhaus-Steaks – auszuprobieren.
Der erste Eindruck: Was ist so ganz anders an den Immobilien (Häusern, Straße, Geschäfte, Büros...) als in Österreich? Und was unterscheidet den Immobilienmarkt von unserem?
In Hamburg findet man viele Backsteinbauten, die in Österreich kaum zu sehen sind, sowie eine sichtbar stärkere Zersiedlung in Form von Einfamilienhäusern. Außerdem ist die Verbindung zum Wasser stark spürbar: Hafen, Elbe und Alster prägen das abwechslungsreiche und schöne Stadtbild. Hamburg hat mit seinen 2500 Brücken mehr als Venedig, Amsterdam und London zusammen und ist damit die brückenreichste Stadt Europas. Typisch für Hamburg sind auch die vielen Passagen und Einkaufszentren, diese Dichte findet man sonst nirgendwo. Im Gegensatz zu Wien gibt es in Hamburg nur einen sehr geringen Altbau-Bestand. Österreichische Investoren suchen meist vergeblich nach Jahrhundertwende-Zinshäusern, da im Zweiten Weltkrieg leider sehr viel dieser alten Bausubstanz zerstört worden ist.
Auf den zweiten Blick: Was könnten wir vom Immobilienbusiness dort lernen? Und umgekehrt?
Öffentliche Gebäude werden in Hamburg zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt – daran können wir uns auf jeden Fall ein Beispiel nehmen. Die mit 1,8 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Deutschlands befinden sich in puncto Lebens-, Arbeits- und Freizeitqualität auf höchstem Niveau, das gilt auch für die nachhaltige Orientierung im Immobilienbereich.
Perspektiven: Gibt es Immobilienbereiche, die für österreichische Unternehmen Marktpotenzial haben könnten? Wenn ja, welche?
Hamburg ist ähnlich wie Wien von starkem Zuzug geprägt. Vor allem die Öffnung des Hinterlandes, der ehemaligen DDR, war sehr befruchtend für die Wirtschaftsmetropole des Nordens. Die Preise für Wohnraum sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Es mangelt an leistbaren Wohnungen vor allem für junge Leute und Menschen mit geringerem Einkommen. Marktpotenzial gibt es demnach vor allem im Wohnbereich. Sehr schöne Wohngegenden gibt es in Eppendorf, dem Schanzenviertel und vielen anderen Bezirken entlang der Alster und der Elbe.
DOS & DONT'S: Was sollte man im Umgang mit lokalen Geschäftspartnern beachten?
„Moin, moin“ wird in Hamburg zu jeder Tages- und Nachtzeit gesagt, nicht nur am Morgen. Ebenso ist das für uns eher saloppe „Tschüss“ beim Verabschieden unter Geschäftspartnern durchaus gebräuchlich und keineswegs unhöflich. Norddeutsche Geschäftspartner wirken aus Sicht eines Wieners anfangs möglicherweise etwas zurückhaltend und distanziert. Ich nenne es hanseatische Zurückhaltung, was man im allgemeinen Understatement immer wieder antrifft. Hamburg ist die Stadt mit den meisten Millionären Deutschlands. Hervor heben möchte ich die Handschlagsqualität, die noch heute die Kaufmannsehre zu Hansezeiten große Bedeutung beimisst. Im Laufe der Geschäftsbeziehung stellt sich häufig schnell heraus, dass auch der Humor nicht zu kurz kommt. Die Menschen in Hamburg sind zudem geprägt vom Hafen – dem drittgrößten Europas – sie zeigen große Weltoffenheit und Toleranz.
Nicht verpassen: was man auf keinen Fall versäumen darf:
Auf jeden Fall sollte man in Hamburg ein gutes Fischrestaurant aufsuchen und auf Alster und Elbe vom Boot aus die Stadt erkunden. Eine Rundfahrt mit einer Barkasse (ursprünglich das größte Beiboot eines Kriegsschiffes) durch die Speicherstadt mit einem Abstecher ins weltweit einzigartige Gewürzmuseum gibt einen lohnenden Einblick in die Geschichte der Hansestadt. An sonnigen Tagen sollte man unbedingt am Jungfernsteig flanieren und anschließend einen Abstecher ins Alsterhaus oder die umliegenden Einkaufspassagen machen. Und am Sonntag sollte man auf keinen Fall den Fischmarkt versäumen, der um fünf Uhr morgens beginnt. Es lohnt sich wirklich! Oder einfach durchmachen, in einer der vielen tollen Kneipen oder Bars auf der nahe gelegenen Reeperbahn, einer bemerkenswert abwechslungsreichen Unterhaltungsmeile, die den schmuddeligen Touch schon lange verloren und viele tolle Attraktionen zu bieten hat.