Opposition: Assad will eigenen Mini-Staat

Das Konterfei des Präsidenten bei einer Demonstration
Das Konterfei des Präsidenten bei einer Demonstration(c) REUTERS (Murad Sezer)
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Der syrische Präsident arbeite auf eine konfessionelle Spaltung des Landes hin. In Homs würden Sunniten vertrieben und Alawiten angesiedelt.

Der syrische Präsident Bashir al-Assad soll auf einen eigenen Kleinstaat für die alawitische Minderheit hinarbeiten. Das befürchtet die syrische Protestbewegung. In einer Erklärung der "Union der Koordinierungskomitees der Syrischen Revolution" vom Montag heißt es: "Das syrische Regime, dessen Sturz bald bevorsteht, geht jetzt dazu über, seinen letzten Plan in die Tat umzusetzen und das Land aufzuteilen. Es arbeitet daran, in den Siedlungsgebieten der Alawiten einen Staat auf der Grundlage der Religionszugehörigkeit zu gründen."

In der Stadt Homs habe der Sicherheitsapparat begonnen, Sunniten aus ihren Wohnvierteln zu vertreiben und alawitische Familien dort einzuquartieren. "Wir rufen alle ehrenhaften Alawiten dazu auf, sich diesem Spaltungsplan entgegenzustellen, denn sie sind unsere Partner und Brüder in diesem Land", so das Kommitee.

Der Assad-Clan, der Syrien seit 1970 regiert, sowie die gesamte Führungsclique gehören der alawitischen Minderheit an. Etwa elf Prozent der Syrer sind Alawiten. In den führenden Positionen von Polizei, Geheimdienst und Armee sind sie stark vertreten. Schätzungsweise 74 Prozent der Syrer sind sunnitische Muslime. Neben den Angehörigen der verschiedenen christlichen Konfessionen, die zusammen etwa zehn Prozent ausmachen, gibt es Drusen und Ismaeliten.

Vizepräsident warnte bereits vor Monaten

Der exilierte ehemalige Vizepräsident Abdelhalim Khaddam hatte schon vor Monaten in Paris erklärt, dass Assad Vorkehrungen für die Schaffung eines eigenen Alawiten-Staates schaffe. Er konzentriere Truppen und Waffen in den Siedlungsgebieten der Minderheit. Assad setze darauf, einen "interkonfessionellen Krieg" zu führen und das Land zu zerstückeln, weil ihm bewusst sei, dass er sich sonst nicht an der Macht halten könne. Khaddam (79) stammt aus dem innersten syrischen Machtzirkel. Er war von 1984 bis 2005 Vizepräsident Syriens gewesen. Nach dem Tod von Präsident Hafez al-Assad im Sommer 2000 hatte er das Amt des Übergangspräsidenten übernommen, bis Präsidentensohn Bashar Staatschef wurde.

Die syrische Armee rekrutiert sich seit der Zeit als französisches Mandatsgebiet (1920 bis 1945) zu einem erheblichen Teil aus Angehörigen religiöser und ethnischer Minderheiten. Die Franzosen hatten bei der Aufstellung der Truppen den Drusen, Alawiten, Christen und Tscherkessen eine Vorzugsbehandlung angedeihen lassen, was das Misstrauen der sunnitischen Mehrheitsbevölkerung weckte. Sämtliche Machtwechsel von der Unabhängigkeit bis zum Putsch von Assads Vater 1970 waren von Vertretern der Minderheiten des Landes bewerkstelligt worden.

 

(APA)


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