TV-Doku facht "Wut" über Margot Honecker neu an

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TV-Doku facht "Wut" über Margot Honecker neu an(c) EPA (Ndr Presse Und Information / Handout)
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Politiker und DDR-Historiker sind entsetzt über den TV-Auftritt von Margot Honecker. Die Aussagen der langjährigen Volksbildungsministerin und "First Lady der DDR" seien "menschenverachtend" und "schwer zu ertragen".

Die TV-Dokumentation über die frühere DDR-Volksbildungsministerin Margot Honecker hat Wellen der Empörung ausgelöst. In dem NDR-Film „Der Sturz - Honeckers Ende", den die ARD am Montag ausstrahlte, rühmte die Witwe des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker die DDR und die Politik ihres verstorbenen Mannes. Opfer des Regimes verhöhnte sie mit Aussagen wie: "Der musste ja nicht über die Mauer klettern".

Der Bundestagsvizepräsident der SPD, Wolfgang Thierse, erklärte gegenüber der deutschen Zeitung „Bild": „Die Aussagen bestätigen noch einmal die Wut, die wir schon zu DDR-Zeiten auf Margot Honecker hatten. Stasi-Chef Mielke und Volksbildungsministerin Honecker waren die meist gehassten Figuren des DDR-Regimes."

Der Rechtsexperte der CSU, Stephan Mayer, betonte: „Es ist menschenverachtend und unverschämt, wenn Margot Honecker sich über eine zu geringe Rente beschwert. Die meisten Opfer des DDR-Regimes müssen von einem Bruchteil ihrer Bezüge leben." Honecker, die in Chile eine Pension aus Deutschland in der Höhe von 1500 Euro bezieht, hatte diese als „unverschämt" wenig kritisiert. Nur mit finanzieller Hilfe alter Genossen könne sie überleben.

"Alle Schüler sollten Doku sehen"

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), versuchte der Dokumentation gegenüber „Bild" auch etwas Positives abzugewinnen: „Der Film zeigt, welcher Schatz die Demokratie ist". Deswegen sollten „alle Schüler in Deutschland" diese Dokumentation sehen.

Hubertus Knabe, Leiter der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen kritisierte dagegen die ARD für Ausstrahlung: „Es ist schwer zu ertragen, wie sich die ehemalige First Lady der DDR ihrer Verantwortung für zahllose gebrochene Biografien entzieht. Und es ist unverständlich, dass sie dafür auch noch vom deutschen Steuerzahler eine stattliche Rente bekommt." Außerdem wundere er sich, „dass eine öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt ihr für diese zynischen Äußerungen ein solches Forum einräumt."

Zur Person

Margot Honecker (84) ist die Witwe des letzten Diktators der DDR. Erich Honecker starb 1992 im Exil in Chile, wo seine Frau bis heute lebt. Die gelernte Telefonistin leitete von 1963 bis zur Wende 1989 das Ministerium für Volksbildung und war für die ideologische Gleichschaltung der Jugend verantwortlich. Obwohl sie zahlreiche Menschenrechtsverletzungen zu verantworten hatte, blieb ihr nach dem Sturz des SED-Regimes ein Prozess erspart.

(Red.)

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