Malis Junta will Präsidenten vor Gericht stellen

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Militärs trotzen der Verhängung von Wirtschaftssanktionen durch die Nachbarstaaten. Die Militärs rund um Hauptmann Amadou Sanogo haben vor zwei Wochen mit der Begründung die Macht ergriffen.

Bamako/Ag/Hd. Hat es zunächst noch so ausgesehen, als würde Malis seit zwei Wochen herrschende Militärjunta dem internationalen Druck nachgeben, so gehen die Militärs nun wieder voll auf Konfrontationskurs: Am Mittwoch kündigten sie nicht nur an, den abgesetzten Präsidenten Amadou Toumani Touré wegen Hochverrats vor Gericht stellen zu wollen, sie nahmen auch ihre zuvor mehrmals abgegebene Versprechen zurück, die Macht bald in zivile Hände zu legen.

Nachdem zuvor bereits die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas Sanktionen verhängt hatte, zog Dienstagabend auch die Afrikanische Union nach. Besonders die Maßnahmen der Ecowas können die Wirtschaft Malis, eines der ärmsten Länder der Welt, hart treffen: Das Binnenland ist beim Handel völlig von seinen Nachbarn abhängig, zudem gehört es zur westafrikanischen Währungsgemeinschaft, in der der CFA-Franc gemeinsames Zahlungsmittel ist.

Die Militärs rund um Hauptmann Amadou Sanogo haben vor zwei Wochen mit der Begründung die Macht ergriffen, Präsident Touré sei unfähig, die Tuareg-Rebellion im Norden des Landes in den Griff zu bekommen. Seither haben die Tuareg, die im Bündnis mit militanten Islamisten stehen, allerdings den gesamten Norden des Landes unter ihre Kontrolle gebracht, darunter die „Goldstadt“ Timbuktu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2012)

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