ÖVAG macht 1,35 Milliarden Euro Verlust

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oeVAG macht Milliarden Euro(c) APA (Herbert Neubauer)
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Die angeschlagene Volksbanken AG machte 2011 einen Rekordverlust. Die SP-nahe Gertrude Tumpel-Gugerell wird für das ÖVAG-Präsidium nominiert.

Die angeschlagene Volksbanken AG (ÖVAG AG) hat das Jahr 2011 mit einem Rekordverlust von 1,345 Milliarden Euro abgeschlossen. In der Konzernbilanz ist ein Verlust von 959 Millionen Euro. Weil die Bank ohne Kapitalschnitt nicht mehr hätte bilanzieren und ohne Hilfe vom Staat nicht hätte weiterbestehen können, werden am 26. April in der Hauptversammlung alle Maßnahmen zur Rettung fixiert. Da steigt der Staat dann auch ins Aktienkapital ein und wird etwas mehr als 40 Prozent in der ÖVAG halten.

Es gibt einen Kapitalschnitt um 70 Prozent, der den Verlust zum größten Teil beseitigt. Nach diesem Kapitalschnitt - mit dem auch 700 Millionen der 2009 eingeschossenen ersten Staatsmilliarde weg sind - bleibt für 2011 nur noch ein Bilanzverlust von 53,5 Millionen Euro. Grund für den Riesenverlust sind Wertberichtigungen auf Töchter und Ostbanken, aber auch Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen.

Wertberichtigungen und Abschreibungen

Vorsorgen für Länderrisiken belasteten die Bilanz mit 337 Millionen Euro. Allein wegen der Griechen-Umschuldung mussten alle Hellas-Anleihen wertberichtigt werden (Ergebnisbelastung: 160 Mio. Euro). Weiters wurden CDS/Credit Default Swaps, die bisher als Finanzgarantien erfasst waren, rückwirkend abgewertet (Ergebnisbelastung 59 Mio. Euro 2011 und 28 Mio. Euro 2010).

Beteiligungs-Abwertungen kosteten 880,5 Millionen Euro.
Dabei wurde ein "Verschmelzungsverlust" (321,6 Mio. Euro) aus der jetzt doch wieder stattfindenden Fusion der ÖVAG mit der Investkredit vorweggenommen. Die nach dem VBI-Verkauf weiter bei der ÖVAG verbliebene Volksbank Rumänien wurde (299,1 Mio. Euro) zur Gänze abgeschrieben.

Ein weiterer Abschreibungsbrocken waren Immobilieninvestments, wo die Bank Eigenkapitalinvestor ist und weitere Beteiligungsabwertungen (76 Mio. Euro). Die fast einzige positive Nachricht zur Bilanz 2011: Die reinen Kreditrisikovorsorgen und Kreditwertberichtigungen sanken 2011 um 176 auf 104 Millionen Euro.

Politische Neubesetzungen


Auch der Verkauf der Volksbank International (VBI, alle Ostbanken außer Rumänien) an die russische Sberbank endete unterm Strich mit einem Verlust von 160 Mio. Euro. Der erst heuer abgeschlossene VBI-Verkauf brachte 80 Mio. Euro weniger als letztes Jahr vereinbart (unter Buchwert), außerdem mussten 80 Mio. Euro für Verluste der Ungarn-Tochter nachgeschossen werden - ebenfalls bei den Beteiligungsabwertungsposten verbucht. Und das Partizipationskapital der ÖVAG an der staatlichen Kommunalkredit (wo jetzt ebenfalls ein Kapitalschnitt bevorsteht) wurde auf Null abgeschrieben (142,5 Mio. Euro).

"Die Presse" hat in der Donnerstagsausgabe davon berichtet, dass die ÖVAG am 26. April eine neue Führung erhalten soll. SPÖ und ÖVP wollen sich demnach die wichtigsten Posten aufteilen. Nun dürfte ein erster Schritt in diese Richtung getan werden: Gertrude Tumpel-Gugerell, Ex-EZB-Direktorin und amtierende Aufsichtsrätin der Banken-ÖIAG Fimbag, wurde für das ÖVAG-Präsidium nominiert. Tumpel-Gugerell wird der SPÖ zugerechnet. Der ehemalige Bawag-PSK-Chef Stephan Koren, der als ÖVP-nahe gilt, ist als ÖVAG-Chef im Gespräch. Er überlegt aber angeblich noch.

Vom Bund für die Wahl in der Hauptversammlung nominiert sind neben Tumpel-Gugerell auch Klaus Kumpfmüller (Bundesfinanzierungsagentur), Hans Jörg Schelling (Wirtschaftkammer-Vize, Chef des Hauptverbands der Soizalversicherungsträger) und der frühere Bank-Austria-Vorstand Franz Zwickl.

(APA)

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