Backaldrin-Chef: "Bäcker haben jahrzehntelang gelitten"

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Symbolbild(c) Clemens Fabry
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Das Mehlkartell und die amtliche Brotpreisregelung haben die Bäcker ausgeblutet, sagt Backaldrin-Chef Peter Augendopler. Heute sieht er Monopole, Biosprit und Spekulanten als die größten Probleme der Branche an.

Die Presse: Sie haben Backaldrin in den 1960er-Jahren gemeinsam mit Ihren Eltern gegründet. War damit der Weg für Ihre Kinder auch schon vorgezeichnet?

Peter Augendopler: Nein. Ich habe meinen Kindern immer gesagt: Wenn ihr Zirkusartisten werden wollt, werdet Zirkusartisten. Aber gute. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, meinem Sohn zu sagen, er soll nach dem Wirtschaftsstudium noch den Bäckermeister anhängen. Dass er sich trotzdem so entschieden hat, freut mich natürlich sehr. Ich habe zu Hause nie auch nur ein schlechtes Wort über die Arbeit verloren. Aber jede Art von Zwang wäre verrückt. Das ist der sicherste Weg, eine Firma umzubringen.

Geht es Ihren Kunden, den Bäckereien, besser oder schlechter als früher?

Österreichs Bäcker haben jahrzehntelang gelitten. Nach dem Krieg mussten sie bis zum Ende der 1960-Jahre von den niedrigsten Brot- und Gebäckpreisen Europas leben. Die waren staatlich reguliert. Auf der anderen Seite bezahlten sie die höchsten Mehl- und Hefepreise auf dem Kontinent. Beide Bereiche beherrschten Kartelle. Die Bäckereien mussten lange ums Überleben kämpfen und konnten in der Zeit kaum investieren. Das hängt vielen bis heute nach.

Zumindest an den Klagen über hohe Rohstoffpreise hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wenig geändert.

Seit dem Beitritt zur EU gibt es zumindest einen Markt. Aber die Preise schwanken heftiger und in kürzeren Abständen als früher. Wir selbst haben eben erst eine Preiserhöhung von einigen tausend Prozent bei einem wichtigen Grundstoff zu verdauen. Der Preis für ein Kilo Mehl der indischen Gua-Pflanze schoss plötzlich von einem auf 13 Euro. Gründe dafür sind Ernten, Klimawandel, aber auch die Spekulation. An der Pariser Getreidebörse ist nur ein Prozent aller Kontrakte, die gehandelt werden, mit physischen Waren hinterlegt. Da habe ich nichts dagegen, solange das die Preise nicht treibt. Derzeit ist es aber ein Problem. Genauso wie Biosprit, der aus Getreide gewonnen wird.

Mit Konzernen wie der Agrana, die aus Weizen Treibstoff erzeugen, haben Sie also keine Freude?

Abgesehen davon habe ich mit niemandem eine Freude, der Monopolist ist. Monopol ist Verbrechen an der Wirtschaft. Wenn ein Lieferant kommt und sagt: Ab nächster Woche kostet alles mehr, und es ist ihm egal, ob man kauft oder nicht, ist das ein Problem.

Jetzt sprechen Sie über Agrana als Zuckerlieferanten. Warum suchen Sie sich keinen anderen Lieferanten?

Wir können in Europa nicht ausweichen. Wenn wir mit einer Zuckerfabrik in Polen reden, ruft zwei Tage später die Agrana an und fragt: Was brauchen Sie denn von denen?

Zurück zu Ihrem Betrieb: Viele Familienbetriebe haben ja Probleme mit der Übergabe. Der alte Chef will nicht gehen, der neue kann sich nicht entfalten. Werden Sie aufhören können?

Wir haben mittlerweile so viele familienfremde Mitarbeiter aufgebaut, die das Unternehmen schon heute tragen, dass ich jederzeit gehen kann. Man muss auch zur Kenntnis nehmen, dass man im Alter nicht besser wird. Ich werde schlagartig gehen, sobald ich merke, dass ich die anderen aufhalte. Ich will nur immer ein Büro in der Firma haben und kommen dürfen, so oft ich will. Ich will weiterhin wissen, was hier so passiert. Ich kann ja nur Brot backen. Warum soll ich dann plötzlich fischen gehen?

Teil 3: Bachhalm

erscheint am 20. April

Auf einen Blick

Peter Augendopler ist Bäcker in dritter Generation. 1964 gründete er mit seinen Eltern den Backstoff-Lieferanten Backaldrin. 1984 gelang mit der Erfindung des Kornspitzes der Durchbruch. Heute beliefert das Unternehmen Bäckereien und Konditoren in 90 Ländern.

Der 66-Jährige ist Brot-Enthusiast geblieben. In Asten bei Linz baute er ein Brotmuseum und ein Forschungszentrum für Bäcker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2012)

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