''Weltwoche'': Cover symbolisiere ''Romabanden''-Praxis

Weltwoche Cover symbolisiert RomabandenPraxis
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Ein Artikel und das dazugehörige Cover des Schweizer Wochenmagazins hat heftige Reaktionen ausgelöst und Klagen zur Folge. Die Zeitung nimmt nun dazu via Video Stellung.

Am Karfreitag sorgte die Titelseite des Schweizer Wochenmagazins "Weltwoche" - darauf zu sehen: Ein Bild eines Romakindes mit Waffe - für Aufregung. Nachdem der österreichische Journalist Klaus Kamolz gerichtlich gegen die Zeitung vorging, sind weitere Anzeigen aus Deutschland und Österreich eingegangen.

Kernprobleme: Einbrüche, Banden, Prostitution

Nun nahm der stellvertretende Chefredakteur der "Weltwoche", Philipp Gut, per Videokommentar Stellung: "Wir haben in dieser Geschichte ein aktuelles, ernsthaftes Problem aufgegriffen, nämlich den wachsenden Kriminaltourismus in die Schweiz, an dem maßgeblich Romabanden, vor allem aus Osteuropa, beteiligt sind". Drei "Kernprobleme" nennt Gut in diesem Zusammenhang: Einbrüche, Bettelbanden, Straßenprostitution.

Der stellvertretende Chefredakteur wies des Weiteren darauf hin, dass sich die Kritik nicht gegen den Artikel selbst richtet(e), sondern gegen das Titelbild. "Warum haben wir das Bild ausgewählt? Es symbolisiert die stoßende Praxis dieser Romabanden, dass sie eben Kinder für ihre kriminellen Zwecke missbrauchen und einsetzen. Das Bild zeigt den gravierenden Missstand", begründet Gut.

"Es muss doch möglich sein offen und ernsthaft über solche Probleme zu reden. Die Augen vor den Missständen zu verschließen, das hilft niemanden weiter, zuletzt diesen Kindern, die für kriminelle Zwecke missbraucht werden". Abschließend weist Philipp Gut auf die kommende Ausgabe der "Weltwoche" hin, in der ein weiterer Artikel zu diesem Thema erscheinen soll.

Journalist will symbolisches Zeichen setzen

Die "Weltwoche" bestätigte in ihrem Kommentar auch die diversen Klagen, die eingegangen sind. Damit ist wohl auch die bereits erwähnte Anzeige von Klaus Kamolz gemeint. Der in Wien lebende Journalist will damit ein "symbolisches Zeichen" gegen die in seinen Augen durch die "Weltwoche" betriebene "Pauschalverurteilung der Roma als Verbrecher" setzen.

Das sagte der 48-Jährige in einem Interview mit der Schweizer Nachrichtenagentur. Er will auch, dass die österreichischen Behörden von sich aus aktiv werden, da es sich beim Tatbestand der Verhetzung nach österreichischem Recht um ein "Offizialdelikt" handle, so Kamolz weiters.

Wie der Journalist am Osterwochenende erklärt hatte, ist im vorliegenden Fall insbesondere Absatz 2 des Paragrafen 283 ("Verhetzung") relevant, der eine "für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbare" Verhetzung, Beschimpfung oder Verächtlichmachung betrifft.

Auch zur Tatsache, dass das Cover-Bild nicht in der Schweiz entstand, sondern bereits 2008 auf einer Mülldeponie im Kosovo, nimmt der Kläger Stellung:

Kamolz: "Das ist das Grindigste überhaupt"

"Ein kleines Roma-Kind, das noch nie in der Schweiz war, nie in der Schweiz sein wird, von dem man dreieinhalb Jahre später nicht einmal weiß, ob es noch lebt, dieses Roma-Kind richtet seine Waffe auf die Schweiz?". Mit diesen Worten empörte sich Kamolz am Samstag gegenüber der APA. "Das ist das Grindigste überhaupt. Das ist der wahre Journalist Köppel."

Weitere Reaktionen auf den Artikel

Die Jungen Grünen in der Schweiz verfassten einen offenen Brief an "Weltwoche"-Chefredakteur Roger Köppel und bezeichneten das Titelbild als "völlig daneben". Mit dem Bild solle suggeriert werden, dass "alle Romas kriminell und asozial" seien. "Das ist verletzend und erniedrigend", hieß es weiters.

Der Schweizer Medienrechtsexperte Peter Studer sprach von einem "unerhörten Bild" mit "rassistischen Zügen", beschrieb den Bericht aber "sehr gut dokumentiert".

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) wird sich laut ihrer Präsidentin Martine Brunschwig Graf noch mit dem "Weltwoche"-Bericht befassen. Brunschwig Graf bestätigte einen entsprechenden Bericht in der Zeitung "Der Sonntag" und fügte an, die Roma bildeten ein Schwerpunktthema für die EKR in diesem Jahr.

Hier der Link zum Videokommentar der "Weltwoche"

(Red/APA)

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