Innsbruck: VP-Kampf um Bürgermeistersessel

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Bei den Gemeinderatswahlen am Sonntag wird erstmals auch das Stadtoberhaupt direkt gewählt. Erwartet wird eine Stichwahl zwischen „Für Innsbruck“-Bürgermeisterin Oppitz-Plörer und VP-Spitzenkandidat Platzgummer.

Innsbruck/Wien. Welche auch immer am kommenden Sonntag als stärkste Fraktion aus den Innsbrucker Gemeinderatswahlen hervorgehen wird – der großer Gewinner dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach erneut das bürgerliche VP-Lager sein. Denn obwohl sich bei der ersten Bürgermeisterdirektwahl (mit separatem Stimmzettel) in der Tiroler Landeshauptstadt gleich acht Kandidaten um die Funktion des Stadtoberhauptes bemühen, dürften es nur die Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer („Für Innsbruck“) und VP-Spitzenkandidat Christoph Platzgummer in die Stichwahl 14 Tage später schaffen.


Lediglich die in Umfragen zuletzt immer stärker gewordenen Grünen könnten den beiden ehemaligen Weggefährten einen Strich durch die Rechnung machen. Insgesamt rittern am 15. April neun Listen um die 40 zu vergebenden Mandate.

Die Bruchlinien innerhalb der bürgerlichen Listen waren in den letzten Jahren nicht immer leicht durchschaubar. Gegründet wurde die Bürgermeisterliste „Für Innsbruck“ 1994 vom heutigen Landtagspräsidenten Herwig van Staa gegen den damals amtierenden Innsbrucker VP-Bürgermeister Romuald Niescher, den Van Staa schließlich ablöste. Seit damals gilt die Aufsplitterung der ÖVP als Machterhalt in der Landeshauptstadt. „Für Innsbruck“-Bürgermeisterin Oppitz-Plörer sitzt im Landesparteivorstand der Tiroler ÖVP und ist VP-Parteimitglied. Auf ihrer Liste finden sich unter anderem die mittlerweile in die Telekom-Affäre geratene VP-Abgeordnete Karin Hakl und die frühere VP-Landesrätin Anna Hosp.

Comeback als Spitzenkandidat

Schärfster Gegner der Stadtchefin ist ihr früherer Fraktionskollege Platzgummer, der nach seinem Abschied aus der Kommunalpolitik im Mai 2009 von Landeshauptmann Günther Platter ins Landhaus geholt worden war und schließlich Anfang März als VP-Bürgermeisterkandidat auftauchte, um den in den Umfragen schwachen VP-Vizebürgermeister Franz Gruber abzulösen. Van Staa selbst unterstützt im Wahlkampf den VP-Seniorenbund, der wiederum die Stadt-VP favorisiert und mit ihr eine Listenkoppelung eingehen will. Auf der offiziellen VP-Liste finden sich wiederum gleich mehrere ehemalige „Für Innsbruck“-Funktionäre bzw. -Mandatare.

Auf mögliche Koalitionsvarianten angesprochen, schloss Oppitz-Plörer am Dienstag eine mögliche Zusammenarbeit mit der FPÖ kategorisch aus. Im Gegensatz zur ÖVP werde es mit ihrer Fraktion „kein Blau in der Stadtregierung geben. Ich brauche keinen H. C. Strache in der Stadtregierung und keine solchen Experimente“, meinte die Bürgermeisterin in Richtung des FP-Bundesparteiobmannes, der derzeit auf vielen Wahlplakaten der Innsbrucker Stadtpartei zu sehen ist. Platzgummer hatte eine Koalition mit der FPÖ in der vergangenen Woche ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Man könne schließlich „nicht einen ganzen Teil der Bevölkerung“ von vornherein ausklammern. Derartige Ankündigungen wie etwa auch von der Innsbrucker SPÖ sowie den Grünen seien nichts anderes als ein „Vorgeplänkel“, so Platzgummer.

Grüne wollen Platz eins erreichen

Letztere holten in den Umfragen zuletzt stark auf. Spitzenkandidatin Sonja Pitscheider hat im Wahlkampf mehrfach betont, dass sie mit ihrer Partei als stärkste Fraktion aus den Wahlen hervorgehen will, was zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich scheint. Der Bürgermeistersessel hingegen sei für Pitscheider zweitrangig.

Lediglich Außenseiterchancen kommen den restlichen Listen zu. Hoffnungen machen sich unter anderem SP-Stadträtin Marie-Luise Pokorny-Reitter, der frühere FP-Politiker Rudi Federspiel von der gleichnamigen Liste, August Penz (FPÖ), Helmut Kritzinger (Seniorenbund), Josef Stingl (KPÖ) und Pirat Alexander Ofer.

Von den 96.861 Wählern sind 51.568 Frauen (45.293 Männer). Bei den Gemeinderatswahlen im Jahr 2006 kam „Für Innsbruck“ mit der 2011 verstorbenen Hilde Zach auf 26,8 Prozent oder elf Mandate. Die SPÖ nahm mit 19,7 Prozent und acht Mandaten den zweiten Platz ein. Die Grünen kamen auf 18,5 Prozent und ebenfalls acht Mandate. Auf die Stadt-ÖVP entfielen 14,6 Prozent oder sechs Mandate. Der VP-Seniorenbund eroberte einen Sitz im Gemeinderat. Rudi Federspiel konnte mit 9,4 Prozent vier Mandate für sich verbuchen. Die FPÖ, die mit ihren Plakaten („Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe“) im laufenden Wahlkampf für internationale Aufregung gesorgt hatte, erreichte mit fünf Prozent zwei Sitze.

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