Die Ex-Managerin des Atomkonzerns berichtet, sie habe sich gegen den Verkauf gewehrt. Sie gilt als mögliche Ministerin unter Hollande. Eine Sprecherin von Präsident Sarkozy wirft ihr vor, alte Rechnungen zu begleichen.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy soll noch bis Mitte 2010 versucht haben, dem damaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi einen Atom-Reaktor zu verkaufen. "Der Staat, der verantwortlich hätte handeln müssen, hat diesen Aberwitz unterstützt", sagte die frühere Chefin des französischen Atomkonzerns Areva, Anne Lauvergeon, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Magazin "L'Express". "Wie stünden wir nur da, wenn wir das gemacht hätten?", fragte Lauvergeon mit Blick auf die führende Rolle Frankreichs beim Sturz des Machthabers. Zuvor hatte die Regierung in Paris lange enge Beziehungen zu Gaddafi unterhalten. Sarkozy wird unter anderem auch vorgeworfen, vom damaligen libyschen Diktator 50 Millionen Euro für seine Wahlkampagne im Jahr 2007 erhalten zu haben.
Eine Regierungssprecherin warf der ehemaligen Beraterin des sozialistischen Präsidenten Francois Mitterrand vor, sie begleiche alte Rechnungen. Den Vorwurf, Sarkozy habe sich für den Verkauf eines Reaktors für eine Wasserentsalzungsanlage starkgemacht, dementierte sie aber nicht. Lauvergeon gab an, sie habe sich damals mit aller Vehemenz gegen die mutmaßlichen Verkaufspläne des Präsidenten gewehrt. Sarkozy, ein strammer Verfechter der Atomkraft, will in wenigen Tagen wiedergewählt werden. Lauvergeon wird als potenzielle Ministerin unter dem schärfsten Herausforderer gehandelt, dem Sozialisten Francois Hollande.
Gaddafi regierte das nordafrikanische Land 42 Jahre lang und wurde im Oktober durch Rebellen gestürzt und getötet. Deren Erfolg hing maßgeblich von der Unterstützung durch die NATO ab, die monatelang Luftangriffe gegen Stellungen von Gaddafis Truppen flog.
(Ag.)