Im März kletterten die Ausleihungen spanischer Banken bei der EZB auf ein Rekordhoch. Experten halten es für möglich, dass die Institute weitere Hilfen brauchen.
Frankfurt/Reuters/Bloomberg. Die Ausleihungen spanischer Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind im März um fast die Hälfte auf 227,6 Mrd. Euro in die Höhe geschnellt und haben den höchsten je registrierten Wert erreicht. Das geht aus Angaben der spanischen Notenbank hervor.
Zuvor hatte die EZB mit Krediten über drei Jahre die Banken der Eurozone gestützt: Ende Februar erklärte sie, 800 Finanzinstituten in einem zweiten dreijährigen Refinanzierungsgeschäft 529,5 Mrd. Euro zu leihen. Zuvor hatte sie dem Finanzsystem schon eine Geldspritze in ähnlicher Höhe verpasst. Zu den spanischen Banken, die angekündigt hatten, Gelder bei der EZB aufnehmen zu wollen, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken, zählten Banco Bilbao Vizcaya Argentaria, Bankia und Bankinter. Wie viele Banken sich Geld besorgt haben, weil sie es tatsächlich brauchen, und wie viele nur die Gelegenheit des günstigen Zinses nutzten, ist unklar.
Brauchen Banken Rettungsfonds?
Die Regierung in Madrid hat die Institute unlängst aufgefordert, ihre Kapitalbasis zu stärken. Viele Geldhäuser leiden unter den Folgen der geplatzten Immobilienblase. Die Hilfe der EZB stelle lediglich eine Art „linderndes Mittel“ dar, das die Probleme Spaniens aber nicht löse, sagte Miguel Martin, Vorsitzender des Verbands spanischer Banken.
Fachleute schließen inzwischen nicht mehr aus, dass Spanien demnächst beim Euro-Rettungsfonds EFSF um Unterstützung für seine maroden Banken bittet. Das kann nach den EFSF-Regeln nur dann geschehen, wenn sich der Staat selbst nicht mehr in der Lage sieht, die Institute am Leben zu erhalten.
Zur Möglichkeit, dass auch Spanien unter den Rettungsschirm flüchten könnte, zitierte der „Telegraph“ jüngst den spanischen Ministerpräsident Mariano Rajoy: „Spanien wird nicht gerettet werden, es ist nicht möglich, Spanien zu retten, es gibt keinen Plan, das zu tun, es ist nicht notwendig und daher wird Spanien auch nicht gerettet werden.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2012)