"Titanic": Gedenkfeier am Ort des Unterganges

Helena Beaumont-Jones from Airlie Beach, Australia is overcome with emotion as the MS Balmoral Titani
Helena Beaumont-Jones from Airlie Beach, Australia is overcome with emotion as the MS Balmoral Titani(c) AP (Lefteris Pitarakis)
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Rund um dem Globus und sogar auf hoher See legten Menschen Kränze nieder und gedachten dem Schiffsunglück vor 100 Jahren. In vielen Ländern gab es Schweigeminuten und Messen für die mehr als 1500 Opfer.

Zum Zeitpunkt des Sinkens erklang das letzte Lied der Bordkapelle: Mit Gedenkveranstaltungen in Southampton, Belfast und auf hoher See im Nordatlantik haben Tausende Menschen am Wochenende des Untergangs der "Titanic" vor genau 100 Jahren gedacht. Der Luxusliner war bei seiner Jungfernfahrt am 15. April 1912 vor Neufundland gesunken, nachdem er zuvor einen Eisberg gerammt hatte.

In Belfast, wo die "Titanic" einst gebaut worden war, wurden am Sonntag Gedenktafeln mit den mehr als 1500 Namen von Passagieren, Crewmitgliedern und Bordmusikern enthüllt, die bei dem Unglück ums Leben gekommen waren. Zuvor hatte es Konzerte und Festveranstaltungen gegeben. In Southampton, dem Abfahrtshafen der Schiffes, tagte die britische "Titanic"-Gesellschaft. Auch dort wurden am Sonntag bei einem Gedenkgottesdienst Kränze niedergelegt.

Passagiere in historischen Kostümen

Exakt an der Stelle, wo die "Titanic" vor 100 Jahren sank und vor 25 Jahren ihr Wrack entdeckt wurde, ertönte am späten Samstagabend (Ortszeit) das Schiffshorn des Kreuzfahrtschiffes "Balmoral". Der Klang markierte um 23.40 Uhr die Kollision mit dem Eisberg. Mehr als 1300 Passagiere - darunter viele Verwandte der damaligen Opfer - nahmen an einem Gedenkgottesdienst an Bord teil. Viele hatten sich in historische Kostüme gekleidet. Bereits am Freitagabend hatten sich im Salon der "Balmoral" Passagiere und Besatzung zum "letzten Dinner" versammelt.

Die "Balmoral" war am 8. April von Southampton aus zu der Unglücksstelle vor Neufundland aufgebrochen. Von New York aus - wo die "Titanic" nie angekommen war - hatte sich gleichzeitig die "Azamara Journey" mit 450 Passagieren an Bord auf den Weg gemacht. Beide Schiffe trafen am Samstag am Zielpunkt ein. Die Kapelle der "Azamara Journey" spielte um 02.22 Uhr das Stück "Nearer, My God, to Thee". Es war das letzte Musikstück, dass auch die Band auf der "Titanic" spielte, bevor das Schiff endgültig unter der Meeresoberfläche verschwand.

Wer nicht selbst an Bord der "Balmoral" war, konnte die "letzten" Stunden auf dem Luxusliner hautnah erleben - via Twitter. Minuziös ließ sich das Geschehen bei "TitanicVoyage@TitanicRealTime" verfolgen. "Ein wunderschöner Morgen, um ein weiteres fantastisches Frühstück zu genießen", heißt es dort etwa. Später folgten eher besorgte Nachrichten wie: "Wir wissen nur, dass wir einen Eisberg gerammt haben, der Schaden ist nicht bekannt." Und etwas später: "Das Meer ist voll mit schreienden Menschen und Leichen - ein unvorstellbarer Anblick."

Kritik am Geschäft mit Erinnerungsstücken

Unterdessen hat der Entdecker des "Titanic"-Wracks die das Geschäft mit Erinnerungsstücken von dem Schiff kritisiert. "Man geht nicht mit einer Schaufel auf den Friedhof!", sagte der 69-jährige Ozeanograph Robert Ballard, der Nachrichtenagentur dpa. "Die "Titanic" und so viele andere untergegangene Schiffe sind Massengräber. Warum respektieren wir das nicht? Jedes U-Boot, das da Gegenstände einsammelt, um sie dann zu verkaufen, entweiht den Platz und nimmt den Toten ihre Würde."

Im Vorfeld des Jubiläums hatten geschäftstüchtige Verkäufer mit Andenken an die Katastrophen Millionen gemacht. Allein für eine Speisekarte aus dem Salon des Schiffes wurden vor drei Wochen bei einer Versteigerung 76.000 Pfund (rund 91.000 Euro) gezahlt. Ballard schlug vor, aus dem Wrack ein virtuelles Museum zu machen. Videobilder von den Überbleibseln des Schiffes könnten in Museen in aller Welt übertragen werden.

(Ag./Red.)

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Auch "Die Neue Freie Presse" berichtete über die Schiffskatastrophe – der Untergang schaffte es erst in die Abendausgabe des 16. April. Erste Telegramme meldeten nämlich: "Opfer sind nicht zu beklagen".

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